Oh Stress, lass nach…

von Beate Nordstrand

Eine Frau hatte einen großen Terminkalender und sagte sich: Nun sind alle Termine eingetragen, aber noch ist die Tagung X und das Wochenende Y, die Sitzung des Elternbeirats und das Straßenfest mit den Nachbarn nicht eingeplant: Wo soll ich das alles unterkriegen? Und sie kaufte sich einen größeren Terminkalender mit Einteilungsmöglichkeiten der Nachtstunden, disponierte noch einmal, schrieb alle Tagungen und Sitzungen ein und sagte zu sich selber: Nun sei ruhig, liebe Seele, du hast alles gut geplant, versäume nichts!

Aber je weniger sie versäumte, umso mehr stieg sie im Ansehen und wurde in den Ausschuß Hier und den Ausschuß Da gewählt, erste und zweite Vorsitzende.  Eines Tages war es dann soweit und Gott sprach: “Du Närrin. Diese Nacht stehst du auf meinem Terminkalender”.  Falls du noch einen Termin frei hast, kannst du diese Begebenheit in der Bibel nachlesen (Lukas 12:16-21).

Frauen sind wirklich sehr verschieden. Ich persönlich finde: Stress muß sein. Gesunder Stress ist der Kick, den ich brauche, um richtig in Schwung zu kommen. Das rechte Maß an Stress fordert mich heraus und hilft mir, mich zu organisieren. Doch…hast du schon einmal von der 2/3-Regel gehört?

“Auf Dauer leistungsfähig und gesund bleibt nur, wer seine körperliche und seelische Leistungsfähigkeit nur zu 2/3 ausschöpft”. 1/3 Kraftreserve brauchen wir für unvorhergesehene Belastungen, kritische Ereignisse, kurzfristige Hochleistungen. Diese Regel steht im krassen Gegensatz zur heutigen Lebensmaxime: Immer belastbarer werden, um immer mehr zu leisten. Unser Alltag samt seinen ehrgeizigen Ziele erfordert meist unsere ganze Energie.

Stress ist individuell
Frauen können aufgrund ihrer unterschiedlichen Erfahrung, Konstitution und Möglichkeit, mit Druck umzugehen, sehr verschiedene Faktoren als Stress erleben:

Die Geschäftsfrau wird vielleicht durch viele Termine und weitreichende Entscheidungen unter Druck geraten, die Hausfrau durch das bevorstehende Familienfest und die liegengebliebene Arbeit. Die Studentin erlebt Stress durch die bevorstehende Klausur und manche Frau, die vielleicht kaum Druck von außen hat, befürchtet aber, dass sie zum Gesprächsthema  in ihrer Umgebung wird ob ihrer mangelnden Tüchtigkeit.

Stress durch mangelnde Anerkennung. Nicht anerkannt zu werden, macht sehr müde und bildet einen riesigen Stressfaktor in unseren Familien.

Zitat einer Mutter: “In den Augen meiner Kinder habe ich viele Fehler gemacht. Zu Ostern nicht genug Süßigkeiten versteckt, vergessen, die Sportsachen zu waschen, das falsche Essen gekocht, den Namen eines anrufenden Freundes vergessen. Jedesmal wurde ich deutlich auf mein Versagen hingewiesen”.

Stress, den eine Mutter erlebt, deren Kinder Wege wählen, mit denen sie nicht einverstanden ist.
Stress einer konfliktbeladenen Partnerschaft; vielleicht ist Alkohol im Spiel, Untreue, finanzielle Engpässe, Arbeitslosigkeit.
Stress der Alleinerziehenden , der Alleinlebenden. Nicht nur mit der höheren Arbeitsbelastung müssen sie fertig werden, sie sind auch alleinverantwortlich für ihr häusliches, finanzielles, soziales Leben.
Stress der permantenten Erreichbarkeit durch Handy, Telefon, Anrufbeantworter, Fax.
Stress, wenn in den Tagen vor den Tagen die Hormone Karusell fahren.

Den meisten Stress erleben sicher die berufstätigen Frauen. Die Mehrzahl der heutigen Frauen steht im Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie. Gängige Zeitschriften suggerieren uns, dass das gar nicht so schwer ist, wie es sich jetzt vielleicht anfühlt. In einer renomierten Frauenzeitschrift las ich Tipps für berufstätige Mütter: “Gehen sie nicht pünktlich nach Hause… Stellen sie auf keinen Fall ein Bild von ihrer Familie auf den Schreibtisch…Sagen sie nicht nein, wenn die Kollegen sich nach Feierabend noch auf ein Gläschen zusammensetzen… denn all das ist karrierehemmend”.  Schade, dass mir die Idee für einen “gesalzenen” Leserbrief viel zu spät kam! Oft verleugnen diese doppeltbelasteten Frauen ihr Angespanntsein, als müssten sie sich dafür schämen, nicht alle Bereiche dieses Lebens mühelos “im Griff” zu haben. Sie reagieren auf ihre Müdigkeit mit mehr Anstrengung, besserer Planung, mehr Sport, früher aufstehen… Oft suchen unter solchem Stress stehende Frauen erst Hilfe, wenn der Körper eindeutige Signale sendet. Und auch jetzt suchen sie weniger nach der Ursache ihrer Zermürbung, als nach Konzepten, wie ihre volle Leistungsfähigkeit wieder hergestellt werden kann – um sich mit neuer Kraft dem alten Lebensstil zu widmen.

Symptome
Stress und Krankheit stehen in enger Beziehung zueinander. Dauerstress führt zu körperlicher Erschöpfung und damit zu Unlust, sich zu bewegen. Die Erschöpfung greift das Immunsystem an, schwächt die Körperabwehr – die Frauen sind anfälliger für Erkältungen. Andere körperliche Symptome sind: Magen- und Darmprobleme, Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich, Hautprobleme, Zyklusverschiebungen, Kombination aus Schlafstörungen und Müdigkeit (Ein gesunde Mensch ist mogens fit und abends müde – der gestresste Mensch geht spät zu Bett, kann nicht schlafen und wacht zerschlagen auf).  Es kommt zu muskulären Überreaktionen. Die gesamte Skelettmuskulatur ist unter Stress vorgespannt – im biologischen Sinne “sprungbereit”. Fingertrommeln, Faustballen, Fußwippen, Zähneknirschen, Muskelzittern, Ticks und vieles mehr.

Auch emotional fordet der Dauerstress seinen Tribut. Freundschaften und Hobbies werden, der “Sache” willen vernachlässigt, die Frau wird unzufrieden, reizbar, nervös und ihre Agressionsbereitschaft steigt. Manche  flüchtet sich (Hypochondrie) in diverse Krankheiten, denn die liefert ihnen einen Grund, endlich in Ruhe gelassen zu werden.

Was ist nun dein Ziel?
Um ein Problem zu lösen, muß man zu allererst einsehen, das man ein Problem hat. Sei ehrlich und konkret.
Steh zu deinem Ziel.

  1.  Ist dein Ziel, leistungsfähiger zu werden?
  2. Ist dein Ziel, die fordernde, sich selbst beobachtende Frau in einen ausgeglichenen, glücklichen, belastungsfähigen Menschen zu verwandeln?

Zu 1:
Entwickle einen neuen Lebensstil
Entwickle einen Lebensstil, der der Schöpfungsordnung entgegen kommt. Kräfte sind begrenzt und müssen eingeteilt werden. Praktiziere eine maßvolle Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Entspannung. Fang morgens richtig an und hör abends richtig auf (2/3-Regel). Begrenze die Arbeitszeit für kräfteraubende Aufgaben.. Finde den Punkt, wo der Leistungswunsch in Zwang umschlägt und “verweigere” dich hier.

Achte auf die Leistungskurve
Am Morgen ist unsere Leistungsfähigkeit am höchsten, nach einer “Siesta” steigt sie bis 16.00 Uhr wieder an, nach 17.00 geht es steil bergab. Zwischen 02.00-03.00 Uhr nachts ist der absolute 0-Punkt. Gott schuf die Nacht, nicht damit du ungestört weiterarbeiten kannst, sondern damit dein Körper sich erholen kann. Sonntag sollte ein Ruhetag sein. Gott möchte uns vor Erschöpfung bewahren (Juden, die den Sabbat halten, sind weniger herzinfarktgefährdet).

Plane Termine nicht zu dicht
Vermeide Extreme, geh nicht zu großzügig über lebenserhaltende Gesetze hinweg. Wenn ich weiß, dass ich vormittags und abends unterwegs sein werde, plane ich für den Nachmittag nichts.

Lerne Nein sagen
Wer nach außen hin nicht Nein sagen kann, muß immer wieder zu sich und seiner Familie Nein sagen! Oft erfolgt ein Ja aus dem Schuldgefühl heraus, nicht genug zu leisten. Lebe in dem Bewußtsein, dass du nicht alles tun kannst (weil niemand alles tun kann). Geh nicht davon aus, dass immer du die Lösung des Problems bist. Bevor du dich aktiv einschaltest, frage dich, ob der Betreffende das nicht problemlos selbst tun könnte. Fördere Wachstum und Eigenverantwortlichkeit in deiner Umgebung.

Achte auf deine Seele
Gönne dir Spaß, pflege Freundschaften, verwandle deine Wohnung in einen Ort, wo du dich wirklich wohlfühlst.

Prüf dich: Lachst du noch?
In der Bibel steht: Ein frohes Herz tut gut wie Medizin. Wer lacht, wird besser mit Stress fertig. Lachen mobilisiert fast alle Muskeln, von den Gesichtsmuskeln über das Zwerchfell bis in Unterleib und Beine. Lachen bildet Hormone, die Schmerz dämpfen können. Lachen baut die Körperspannung ab. Wer lacht, schläft besser und verfügt über mehr Abwehrkräfte.

Niemand ist perfekt
Weniger Stress muß manchmal mit weniger Perfektion einhergehen. Gott hat ein befreiendes Konzept: Du kannst Fehler machen und bist doch geliebt. Akzeptiere dich, ohne zu vergleichen. Im Vergleich mit anderen schneiden wir selten gut ab, denn es gibt immer jemanden, der besser, erfolgreicher, attraktiver ist als du.

Lerne, deinen Körper zu akzeptieren
Dein Körper ist ein Tempel des Heiligen Geistes. Du brauchst keine Erlaubnis von außen, ihn zu lieben. Stell dir deinen 90. Geburtstag vor. Mit diesem Körper wirst du alt werden. Behandle ihn gut.

Bewege dich mal wieder
Dauerstress führt zu körperlicher Erschöpfung und damit zu Unlust, sich zu bewegen. Am schwierigsten sind die ersten 30cm (vom Stuhl hoch). Bewegung entkrampft, hilft, seelische Spannungen abzubauen, man schläft besser, der Blutdruck steigt, Spannungskopfschmerzen gehen, die Muskulatur wird gelockert, die Lebensfreude steigt. Früher wurde viel an der frischen Luft gearbeitet. Heute muß Bewegung regelrecht eingeplant werden. Bevor du dich nun beim Fitnesscenter anmeldest, probiere doch erst einmal den Rat aus, den jedes Buch über Stress empfiehlt: Einen täglichen Spaziergang von 20 Minuten! Der Körper wird gelockert und entkrampft sich, die Gedanken werden “gelüftet” und sortiert und oftmals kommst du mit echten Lösungen wieder zu Hause an.

Zu 2:
Wenn du das Gefühl hast, in deinem Leben läuft grundsätzlich etwas schief, ist es an der Zeit, deine Prioritäten neu zu überdenken. Setz deinen inneren Herzenszustand ganz oben auf die Prioritätenliste. Erinnerst du dich an das Gleichnis vom reichen Kornbauern?

“Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber Schaden an seiner Seele nähme…”

Der Götze Materialismus wird sich früher oder später als betrügerisch erweisen. Ebenso ist es mit dem Götzen “Leistung”. Es nutzt nichts, die Schuld für deinen Stress allen möglichen Menschen oder Umständen in die Schuhe zu schieben. Für unser Leben sind wir selber verantwortlich. Es gibt einen Menschen, den wir nicht abschütteln können, der ein Leben lang unser Begleiter sein wird: wir selber und unsere eigenen Ansprüche. Wohlstand, Leistung, soziale Anerkennung, Schönheit – all das ist vergänglich.

Mit Jesus kannst du deine Vergangenheit bewältigen und hinter dir lassen. Mit Jesus muß jede Zukunftsangst weichen. Glück ist kein Zufall, unser Leben keine Glückssache. Glück hat bei uns einen Namen: Jesus! Für mich heißt es nicht: Ich leiste, darum bin ich, sondern: Ich wurde geschaffen und bin von Gott angenommen und kompromisslos geliebt, darum bin ich, und wenn Gott mir hilft, kann ich auch leisten.