Du sollst ein Adler sein

Der Adler fliegt höher als jeder andere Vogel. Er nutzt die Strömungen des Windes, um höher und höher zu fliegen – stets der Sonne entgegen. Dann landet er auf dem Felsen und wartet auf den Wind, der ihn weiter empor trägt.Die ganze Schöpfung hat Angst vor den Stürmen – bis auf den Adler. Ganz alleine und majestätisch fliegt er – auch mitten im Sturm.

Sein Nest baut er hoch oben in den Felsklüften. Dort kommen auch seine Jungen zur Welt.
Adlereltern sind liebevoll – und klug. Ist es für die Jungen an der Zeit, das Nest zu verlassen,beginnen die Eltern, es ihnen ungemütlicher zu machen. Die weichen Federn werden entfernt, das Moos – bis die jungen Adler unbequem auf Ästen und blankem Felsen sitzen.

Dann werfen sie auch das Junge aus dem Nest – es wird beim Fall aufmerksam von den Eltern beobachtet.Breitet es seine Schwingen aus – gut. Fliegt es jedoch nicht, stürzt ein Elternteil herbei, fängt das Junge mit seinen Flügeln auf, bringt es zum Nest zurück -
und das Lehrstück beginnt erneut.

Das Auge des Adlers ist das schärfste aller Vögel. Er sieht achtzig mal besser als ein Mensch.

Der Adler verwendet viel Zeit mit der Pflege seines Gefieders, weiß er doch, dass er auf dessen guten Zustand angewiesen ist. Er badet  – und lässt danach sein Federkleid in der Sonne trocknen.

Gerät ein Adler in Gefangenschaft, verändert er seine Persönlichkeit. Dieser einst so leidenschaftliche und kühne Jäger wird faul, depressiv, vernachlässigt sich – und frisst sogar Aas.

Der Adler hat wenig natürliche Feinde. Die Krähe ist einer der Vögel, die es wagen, den Adler anzugreifen. Doch – wenn Angriffe kommen, fliegt der Adler höher
so hoch, dass keine Krähe ihm folgen kann (in diesen Höhen bleibt ihnen die Luft weg).

Wenn der Adler älter wird, kommt die Zeit der Erneuerung. Seine Schwanzfedern, die mit den Jahren einen Widerhaken bekommen haben und beim Herabsausen auf die Beute pfeifen, stören. Außerdem ist sein Schnabel verkalkt. Er sucht sich eine felsige, sonnige Landschaft mit genügend Wasser und rupft sich selber alle Federn selber aus.

Nackt geht er ins Wasser und reinigt sich von Parasiten. Den Schnabel schlägt er so lange an dem Felsen, bis er bröckelt – und ein neuer Schnabel sichtbar wird. Die Federn, die ihm nachwachsen, sind wie die eines jungen Adlers.

“Die auf den Herrn hoffen, gewinnen neue Kraft: sie heben die Schwingen empor wie die Adler, sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht”.    Jesaja 40:31

Zusammengestellt von Beate Nordstrand, mit Splittern einer Predigt von Maria Prean,
die sie am 28.11.99 im Evangeliumszentrum in Würzburg hielt.