Suzannah Wesley

 

Mutter von John Wesley, Begründer der Methodisten

Pestalozzi prägte den Ausspruch: Zu Hause muß beginnen, was leuchten soll im Vaterland.  Viele der größten Leiter,  Reformatoren, Theologen und Denker wurden entscheidend durch das Leben ihrer gottesfürchtigen Mutter geprägt. Die Rolle der Mutter wird heute oft als zweitrangige Berufung angesehen, doch in den Augen Gottes ist das meilenweit von der Wahrheit entfernt.

Mit fast ungläubigem Staunen erfüllt mich die Biographie von Susannah Wesley, der Mutter von John und Charles Wesley. Sie investierte die besten Jahre ihres  harten, entbehrungsreichen in die Erziehung ihrer Kinder.

Welche Ernte durfte sie dann einbringen:
Ihre Söhne John und Charles Wesley veränderten das Gesicht der Geschichte.

Susannah Wesley

Das Mädchen brachte das Baby in den Raum der neuen Mutter, damit die Mutter ihr zu trinken geben konnte. Doch als Susannah Wesley, erst halb wach, das Kind an ihre Brust zog, stellte sie fest, daß es tot war. Ihr Gatte schrieb dazu: “Sie fasste sich, so gut sie konnte, und noch am gleichen Tag wurde das Neugeborene beerdigt.”  Solche Tragödien machten das Leben von Susannah Wesley nicht leichter. Zehn ihrer neunzehn Kinder starben, noch ehe sie das zweite Lebensjahr beendet hatten, und fünf in einem Zeitraum von vier Jahren. Außerdem war eine ihrer Töchter körperlich verunstaltet. Doch ihr Glaube an Gott hielt Susannah aufrecht. Eine Eintragung in ihr Tagebuch sagt: “All meine Leiden haben durch die staunenswerte Führung des allmächtigen Gottes zu meinem geistlichen Wachstum und der Erlangung der ewigen Herrlichkeit beigetragen. Ehre sei dir, o Herr!”

Glaubenswurzeln

Susannah war die Mutter von John Wesley, dem Gründer des Methodismus, und von Charles Wesley, der über 1000 Lieder schrieb; manche davon werden auch in Deutschland  gesungen und sind vielen zum Segen geworden. Obwohl sie hauptsächlich durch ihre beiden berühmten Söhne bekannt wurde, zeigen Familienbriefe und Teile ihres Tagebuchs, die erhalten blieben, dass sie selbst eine tief geistliche Frau war. Vorhandene Bücher besagen, dass Susannnah das jüngste von 25 Kindern war, die dem nonkonformistischen englischen Pfarrer Samuel Annesley geboren wurden. Die anglikanische Kirche war die offizielle Staatsreligion von England. Jeder, der von der offiziellen Art, wie man dort die Gottesdienste gestaltete, abwich oder sich an solchen Abweichungen beteiligte, war ein Nonkonformist oder Abweichler. Ein innerer und äußerer geistlicher Kampf über die Frage, ob man zu den Abweichlern zählen sollte oder nicht, beeinflusste Susannahs ganzes Leben. Als sie noch ein Mädchen war, verabschiedete die Regierung im Jahr 1662 den Act of Uniformity (Erlaß der Einheitlichkeit).Dieses Gesetz forderte von jedem Pfarrer, zu erklären, “ob er unerschütterlich festhielt an allem, was im Allgemeinen Gebetsbuch der anglikanischen Kirche enthalten oder beschrieben war.”An dem Tag, an dem dieses Gesetz in Kraft trat, wurden tausende von abweichlerischen Pfarrern gezwungen, ihre Gemeinde und auch ihr Pfarrhaus zu verlassen. Das Gesetz verbot ihnen, innerhalb von etwa acht Kilometern von einem Ort zu leben, in demsie jemals gepredigt hatten. Ihnen war außerdem verboten, an irgendeiner Schule öffentlichen oder privaten Unterricht zu geben.

Jeder, der einen nonkonformistischen Pfarrer oder dessen Familie in sein Haus aufnahm, wurde bestraft, in einer der englischen Kolonien in Übersee gebracht oder ins Gefängnis gesperrt. Über 5000 Nonkonformisten starben um ihres Glaubens willen in englischen Gefängnissen. Da ist es kein Wunder, dass zwischen Menschen verschiedener Glaubensansichten bittere Gefühle entstanden.
Obwohl auch ihre Familie ihres nonkonformistischen Glaubens willen leiden musste, kam Susannah in ihrem Teenager-Alter zu der Ansicht, dass Gott auch die Regierung gesetzt hatte, und dass Gott gehorchen auch erforderte, den Gesetzen des Landes zu gehorchen. Deshalb trat sie der Staatskirche bei. Susannah schrieb: ” Ehe ich dreizehn Jahre alt war, hatte ich meine eigene Entscheidung über die wichtigsten Meinungsverschiedenheiten zwischen den Nonkonformisten und der Staatskirche getroffen, soweit ich sie kannte, und war zur anglikanischen Kirche übergetreten.” Sie stimmte also der Religion ihres Vaters nicht zu, sondern beeinflusste statt dessen auch noch ihren Verlobten, Samuel Wesley, den sie heiratete, als sie 19 Jahre alt war und er 26 Jahre alt, sich der anglikanischen Kirche anzuschließen. Samuel wandte sich also von dem nonkonformistischen Glauben ab und wurde eine anglikanischer Priester.

Harte Jahre einer jungen Frau und Mutter

Zwei Jahre später brachte Susannah ihr erstes Kind zur Welt. Im Laufe von 21 Jahren wurden ihr noch weitere 18 Kinder geboren. Ihr Gatte wurde anglikanischer Priester und ein nicht sehr erfolgreicher Autor. Er schrieb ein 9000 Zeilen umfassendes Gedicht über das Leben Jesu und er brauchte mehrere Jahre, um seine Doktorarbeit über das Buch Hiob zu schreiben. Von diesem Buch Hiob wurden nur 500 Exemplare gedruckt, und nicht einmal alle wurden verkauft. Er wurde zum Pfarrer einer Gemeinde bestellt, in der viele nonkonformistische Familien lebten. Dadurch wuchs bald die Spannung zwischen dem Pfarrer und einem Teil seiner Gemeinde. Manche Nächste umlagerten aufgeregte Andersgläubige das Pfarrhaus der Wesleys, schlugen auf Trommeln, feuerten Gewehre oder Pistolen in die Luft ab und bewarfen das Pfarrhaus mit Steinen. Die örtliche Gemeinde weigerte sich, sein Gehalt zu bezahlen.

Susannahs Mann im Schuldgefängnis

Samuel Wesley versuchte, das zum Pfarrhaus gehörende Land zu bebauen, um der Familie ihr Einkommen zu sichern. Doch auf rätselhafte Weise brannten Schuppen und Scheune ab, und sein Versuch schlug fehl. Da er kaum ein Einkommen erhielt, geriet er in Schulden. Glieder seiner eigenen Gemeinde verklagten ihn deshalb, und er wurde in das Schuldgefängnis gesperrt. Susannah und die Kinder hatten kaum noch 30 Schillinge, um davon zu leben.Vielleicht wollte er auf die Angriffe seiner Gegner auf das Pfarrhaus hinweisen, als er aus der Zelle an einen Freund schrieb: “Das Gefängnis ist ein Paradies im Vergleich zu dem Leben, das ich vorher durchstehen mußte.” Doch ein Vater von 19 Kindern mag bei diesen Worten auch daran gedacht haben.

Susannah, die mit den Kindern zurückblieb, hatte es nicht so gut. Erstens hörten die Angriffe der Gegner auf das Pfarrhaus nicht auf, obwohl der Pfarrer im Gefängnis war. Außerdem mußte Susannah eine schreckliche Armut ertragen. Doch sie überlebte. Sie schrieb: “Es hat mir nie an Brot gemangelt. Doch es hat mich so viel Mühe gekostet, es zu bekommen, ehe wir es essen konnten, dass es für mich oft sehr unangenehm war. Ich glaube, wenn man Nahrung unter solchen Bedingungen beschaffen muß, ist man nur noch einen Schritt vom Elend entfernt, wo man gar nichts mehr hat.”
Außerdem sorgte in jenen Tagen der Staat nicht für Nahrung für die Gefangenen. Wenn sie etwas essen wollten, mußte ihre Familie dafür sorgen und die Nahrung zum Gefängnis bringen. Susannah schlug ihrem Gatten vor, sie wolle ihren Hochzeitsring verkaufen, um Nahrung zu kaufen, während er im Gefängnis saß. Doch er zog es vor, lieber zu hungern, als Susannah zu veranlassen, ihren einzigen Wertgegenstand zu verkaufen, den sie noch besaß.

Während Susannah darauf wartete, dass ihr Gatte freigelassen wurde, zündete ein gewalttätiger Mann ihren Garten an und zerschnitt die Euter ihrer Kühe, sodaß sie nun außer Brot auch noch Milch beschaffen musste.
Später sagte sie: ” Die beste Vorbereitung, die ich kenne, um Leiden ertragen zu können, ist die regelmäßige und genaue Erfüllung unserer Pflichten.” So war es bei ihr, Glaube und Disziplin motivierten ihr Leben. Sie sagte: “Religion ist nichts anderes, als den Willen Gottes zu tun, und nicht unseren eigenen. Himmel und Hölle hängen ganz allein davon ab.”

Eine Frau des Gebets

Ihr standhaftes Gebetsleben zeichnete sie besonders aus. Ganz gleich, was den Ablauf des Tages unterbrach, wenn die Uhr eine bestimmte Zeit anzeigte, zog sie sich zum Gebet in ihr Zimmer zurück. Eine Begebenheit um diese erstaunliche Frau sagt, wenn die Kinder sie zu sehr ermüdeten und die Zeit zum Gebet kam, schlug sie einfach ihre lange Schürze über ihr Gesicht. Wenn die Kinder ihre Mutter mit der Schürze vor dem Gesicht sahen, benahmen sie sich gesittet und waren leise.

Sorgfältige Kindererziehung mit hohen Maßstäben

Sie unterrichtete ihre Kinder daheim jeden Tag sechs Stunden lang. Am fünften Geburtstag eines jeden Kindes mußte es beginnen, das ABC zu lernen. Sie widmete darüber hinaus jedem ihrer Kinder jede Woche eine Stunde ungeteilte Aufmerksamkeit.Sie war sehr liebevoll, aber auch streng, um “wohl den Willen des Kindes zu brechen, aber nicht seinen Geist”. Sie sagte: “Um den rechten Charakter der Kinder zu formen ist es als erstes nötig, ihren Willen zu bezwingen und sie zum Gehorsam zu führen. Dies muß nach und nach geschehen, wie sie in der Lage sind, es zu lernen und zu ertragen. Ich nenne Eltern grausam, die ihren Kindern erlauben, in schlechte Gewohnheiten zu kommen, von denen sie wissen, dass sie nachher wieder gebrochen werden müssen. Da der Eigenwille die Wurzel aller Sünde und allen Kummers ist, wird alles, was diesen Eigenwillen im Kind stärkt, zu seinem späteren Elend beitragen. Unseren Kindern haben wir schnell beigebracht, dass sie nichts bekamen, was sie trotzig forderten, und haben sie gelehrt, um das, was sie wünschten, höflich zu bitten.”
Susannah erkannte bald, dass ihre Erziehungsmethoden auch im Licht der Strenge des 18.Jahrhunderts ungewöhnlich waren. Sie wußte auch, dass die meisten Eltern für ihre Kinder nicht so viel Mühe und Zeit aufwandten wie sie selbst. Doch sie sah ihr Heim und ihre Familie als den gottgegebenen Platz ihres Dienstes. Sie sagte: ” Es gibt nur sehr wenige Mütter, die bereit sind, die zwanzig besten Jahre ihres Lebens der Errettung der Seelen iher Kinder zu opfern.”

Eheliche Meinungsverschiedenheiten

An ihren Sohn John Wesley schrieb sie einmal: “Es ist ein besonderes Unglück in unserer Familie, dass dein Vater und ich selten einer Meinung sind.” An einem bestimmten Punkt ihres Erwachsenenalters schien sie sich wieder mit der Frage auseinanderzusetzen, ob der Nonkonformismus ihrer Kindheit nicht doch mehr den Gedanken der Bibel entsprach. Sie begann neu abzuwägen zwischen dem Gehorsam gegenüber der von Gott eingesetzten Obrigkeit und den Erkenntnissen ihres eigenen Gewissens. Nachdem ihr Gatte aus dem Gefängnis entlassen war, brachte diese innere Auseinandersetzung ihres Glaubens manchmal seltsame Spannungen in ihre Ehe, einem Gatten gegenüber, den sie früher einmal selbst davon überzeugt hatte, dass der Glaube der anglikanischen Staatskirche der richtige Weg sei.
Das Gebet einigte die Wesleys nicht. Sie trennten sich sogar einmal über die Frage, wofür sie beten sollten. Als sie sich weigerte, “Amen” zum Gebet ihres Mannes für den König Wilhelm zu sagen, weil sie glaubte, er sei nicht der rechtmäßige König, verließ ihr Gatte ärgerlich das Haus. Sie weigerte sich weiterhin, zu diesem Gebet “Amen” zu sagen. Doch im nächsten Jahr stürzte der König, brach sich das Genick und starb. Das einigte die hartnäckigen Wesleys an diesem Punkt wieder, ohne daß einer von ihnen das Gesicht verlor.

Als im Winter 1712 Susannah, eine Frau, im Gegensatz zu dem, was ihr Mann als biblisch richtig ansah, während eines Sonntagmorgen-Hausgottesdienstes in ihrer Scheune zu etwa fünfzig Besuchern predigte, während er, der ordinierte Pfarrer der Gemeinde, in geschäftlichen Angelegenheiten der Gemeinde nicht daheim war, war er darüber sehr unglücklich und ärgerlich. Sie allerdings auch. Sein autoritärer brieflicher Tadel ließ die Abweichlerin in ihr erwachen. Sie schrieb zurück: ” Ich weiß nicht, was falsch daran sein soll. Würden ich und die Kinder am Sonntag abend Besuche bei Familien machen, die sich auch als gute Christen verstehen, wo aber ein frecher und unverschämter Geist herrscht, so wäre das nach meiner Ansicht viel schlimmer. Wenn also deine Frau statt dessen bestrebt ist, im Gegensatz zu dem, was andere dir berichten mögen, am Sonntag, an Gottes heiligem Tag, die Menschen zu bewegen, zum Gottesdienst zu kommen, kann ich deinen Tadel darin nicht verstehen.”

Brandkatastrophe

Eines Tages wurde ihr armseliges Haus von erregten Gemeindegliedern in Brand gesetzt. Es war der 9.Februar 1709. Die gesamte Familie entkam dem Feuer, außer dem sechsjährigem John. Er klammerte sich an einen Fensterrahmen und fürchtete sich, herunterzuspringen. Ein Nachbar stellte sich auf Samuels Schultern und konnte so den Jungen mit ausgestreckten Armen gerade erreichen. Das brennende Dach stürzte in dem Augenblick zusammen, in dem John gerettet war. Alles, was die Familie nach dem Brand noch besaß, war ein Bogen aus dem Liederbuch und eine Seite aus der Familienbibel, auf der zu lesen war: “Verkaufe alles, was du hast, nimm dein Kreuz auf dich und folge Mir nach.”
Nach dem Brand schrieb Susannah in ihr Tagebuch: “Ich beabsichtige, mich mit der Seele dieses Kindes ganz besonders sorgsam zu beschäftigen.” Als John älter wurde, sagte seine Mutter oft, er sei “gerettet worden wie ein Scheit aus dem Feuer”. Sie erwähnte dabei meistens, Gott habe sicher noch eine große Aufgabe für ihn. Sie sprach davon immer wieder, solange sie lebte. Als John sein Studium begonnen hatte, schrieb sie ihm: “Ich freute mich, zu hören, dass du gut in Oxford angekommen bist. Ich hätte dir das schon früher geschrieben, wenn ich frei von körperlichen Schmerzen gewesen wäre und anderen schweren Prüfungen, die ich hier lieber nicht näher erwähnen will… Unsere Natur ist schwach, unser Eifer stark, unser Wille oft voller Vorurteile, und unser Hang zur Sicherheit besteht im allgemeinen mehr darin, große Anfechtungen und Prüfungen zu vermeiden, statt sie zu besiegen.”

Als Witwe

Samuel Wesley hatte seiner so schwierigen Gemeinde 39 Jahre als Pfarrer gedient und starb endlich in diesem Amt. Er ließ Susannah als arme Witwe zurück, die nun für ihr tägliches Brot von ihren Kindern abhängig war. Die Gemeinde weigerte sich, sie weiter im Pfarrhaus wohnen zu lassen. Sie reiste also von einem Haus zum anderen,  und lebte für einige Monate bei einem Kind, und dann wieder bei einem anderen. Mittlerweile waren alle 24 ihrer Brüder und Schwestern gestorben, und sie hatte auch elf ihrer eigenen Kinder verloren.
Ihr Glaube aber blieb in dieser schweren Lage lebendig und frisch, ja sogar freudig. Sie schrieb: ” Obwohl der Mensch für Nöte und Probleme geboren ist, so glaube ich doch, dass es kaum einen Menschen gibt, der in seinem ganzen Leben nicht mehr Gnaden als Nöte und mehr Freuden als Leiden erfahren hat. Ich bin sicher, das es auch in meinem Leben so gewesen ist.”

Doch weitere Prüfungen standen ihr noch bevor. Gott berief ihre beiden jüngsten Söhne, John und Charles, als Missionare der anglikanischen Kirche zu den Indianern nach Nordamerika zu gehen, und zwar in die damals noch englische Kolonie von Georgia. Wenn sie gingen, wer würde sie nun unterstützen? Die meisten ihrer anderen Söhne waren ja schon gestorben. Ihr Glaube an Gottes Versorgung wurde auch mit dieser Herausforderung für die Sicherheit ihres Alters fertig. Folgt Christus nach, sagte sie zu ihren Söhnen. Lasst mich und geht mit meinem Segen als Missionare nach Georgia. “Hätte ich zwanzig Söhne, würde ich mich freuen, wenn sie alle in diesen Dienst gingen, auch wenn ich keinen von ihnen wiedersehen sollte”, sagte sie. Doch sie sah John und Charles nur allzu bald wieder, denn ihre Mission mißlang, und sie kamen niedergeschlagen nach England zurück.  Aber  nicht lange nach ihrer schmachvollen Rückkehr erlebten beide Söhne tiefgreifende und dynamische geistliche Erfahrungen. Und obwohl sie sich nie von der Staatskirche trennten, zeigten sich doch in ihrem Dienst bald etliche sehr nonkonformistische Praktiken. Ihre Begeisterung für Christus und ihr Eifer zur Errettung von Seelen ließ sie für viele ihrer Pfarrkollegen in der anglikanischen Kirche unangenehm werden; und so blieben John Wesley die Kanzeln der meisten Kirchen für seine Predigten verschlossen. Deshalb begann er etwas bis dahin ganz Unerhörtes. Er predigte nämlich unter freiem Himmel zu den Menschen, die sich versammelten und ihm zuhörten. Und oft stand seine alte Mutter neben ihm, während er predigte. Als er in die alte Gemeinde seines Vaters kam, waren die Leute dort mittlerweile so konservativ und Anhänger der anglikanischen Kirche geworden. Der Pfarrer weigerte sich, ihn in der Kirche predigen zu lassen. Also ging John Wesley auf den Friedhof, stellte sich auf den Grabstein seines Vaters und predigte der großen Menschenmenge, die sich in der Zwischenzeit versammelt hatte, um ihn zu hören.

Lebensende

Als Susannah alt und schwach geworden war, richtete John einen Raum in einer alten leerstehenden Kanonenfabrik für sie her, und zwar im Gießereigebäude, das er in das Hauptquartier der Methodisten umgewandelt hatte. Dort starb sie am 23. Juli 1742.
War ihr Glaubenskampf, der innere und der äußere, die Nöte und Probleme wert, die sie ertragen hatte? In ihren letzten Jahren sagte sie: ” All diese Leiden sind durch die Gnade Gottes zu dem Mittel geworden, mich vor einem sinnlosen und leeren Leben zu bewahren; und zwar so sehr, dass ich nicht sagen kann, ich hätte ohne diese Nöte, Krankheiten, Verluste, Enttäuschungen, Prüfungen und Verachtungen ein besseres Leben gehabt. All diese Leiden haben zu meinem geistlichen und ewigen Reichtum beigetragen… Ehre sei dir, o Herr!”

Die Kurzbiographie ist mit freundlicher Genehmigung dem Buch: “UM IHRES GLAUBENS WILLEN” entnommen, das im Leuchterverlag erschienen ist. Verlag@leuchter-edition.de   www.leuchter-edition.de    ISBN 3-87482-202-8