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Unser deutsches Erbe - auf den Spuren Zinzendorfs
Und was die Herrnhuter mit dem Wächtergebet zu tun haben
Am 27.April 2000
klinkten sich Würzburger Christen aus verschiedenen Kirchen und Freikirchen fest in die Initiative „Wächterruf“ ein. Seitdem treffen sich die Beter aus verschiedenen Gemeinden einmal im Monat, um 24 Stunden mit Gebet
für unser Land abzudecken. Momentan treffen sie sich hierfür wechselweise in den Gemeinderäumen drei verschiedener Gemeinden. Die konfessionelle Breite ist jedoch viel größer. Es kommen auch Gläubige aus der Freien
Ev.Gemeinde, aus der katholischen Kirche, den Jesus Freaks, der biblisch christlichen Gemeinde und verschiedenen anderen evangelischen Kirchen und Freikirchen.
Immer wieder tauchte in Verbindung mit dem
24-Stunden-Gebet der Name Graf Ludwig von Zinsendorf und der Begriff Herrnhuter Brüdergemeinde auf. Und als wir als Familie feststellten, das unser Urlaubsziel (2001) nur 10 Minuten von Herrnhut entfernt lag, entschlossen wir
uns, auf diesen historischen Spuren zu wandeln und zu schauen, ob dort für uns als Gläubige heute nicht doch einige „Schätze“ verborgen liegen.
Herrnhut liegt ca. eine Autostunde von Dresden entfernt, in der
Nähe der Grenze Nordböhmens (Böhmen und Mähren bilden die heutige Tschechische Republik) im Freistaat Sachsen in der lieblichen Oberlausitz. Heute noch kann man die Rechtschaffenheit spüren, mit der die Stadt gegründet
worden ist. Ein Geist der Ordnung und des Friedens Gottes und eine Lieblichkeit sind hier zu spüren.
Der Name Herrnhut steht für viele von uns für Missionsarbeit und gelebtes Christentum, für die Losungen, das älteste ev. Andachtsbuch der Welt, welches Christen in aller Welt verbindet und die Herrnhuter Adventssterne. Die
Herrnhuter Brüdergemeinde ist eine aus dem Pietismus und den böhmischen und mährischen Brüdern entstandene evangelische Freikirche.
Geschichtlicher Kurzabriß:
Im heutigen Tschechien wirkte - lange vor der lutherischen Reformation ein Mann namens Jan Hus als Reformator. Er hatte sich gegen Missstände in der Kirche gewandt und wurde 1415 als Märtyrer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im Anschluss daran gab es eine Erweckung und die mährische Gemeinde entstand. Die Nachfolger von Jan Hus, die Hussiten, ließen sich nicht abbringen, weiter Misstände beim Namen zu nennen, die mit der Bibel nicht vereinbar waren.
Sie waren überzeugt, das Christen ein Leben in Heiligkeit führen, den Unterdrückten helfen und sogar bereit sein müßten, ihr eigenes Leben für andere zu opfern. Kaum eine
andere Gemeinschaft hat so viel Verfolgung erlebt wie sie; sie mussten Verbannung, Gefangenschaft und Folter ertragen. Bevor man sie ganz vernichten konnte, flüchtete ein Überrest in die Berge, wo sie in Höhlen lebten, im
Verborgenen beteten und die Bibel lasen. Auch Johannes Amos Comenius, ihr letzter Bischof, gehörte zu dieser verfolgten Gemeinschaft . Er betete, das Gott einen Rest der mährischen Brüder als
verborgenes Samenkorn beschützen möge. Da im Zuge der Gegenreformation Böhmen wieder katholisch wurde, musste er das Land verlassen.
Lebenslauf Zinsendorfs Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf wurde am 26.Mai 1700
in Dresden als Sohn eines Reichsgrafen geboren. Er war eindeutig Sohn der pietistischen Bewegung in Deutschland. Sein Taufpate war Phillip Spener (Zus. mit Franke Vater der geistlichen Erneuerungsbewegung) Sein Vater starb kurz nach der Geburt und da seine Mutter rasch wieder heiratete, wurde er von seiner Großmutter Henriette von Gersdorf betreut und erzogen. Diese war eine sehr kluge und auch sehr fromme Frau. (ein Sarg in ihrem Schlafzimmer sollte sie ständig daran erinnern, das sie nur Gast auf Erden war) Diese Frömmigkeit versuchte sie auch ihrem Enkel ins Herz zu pflanzen.
Mit 10 Jahren kam er als Schüler nach Halle an das Pädagogium von August Hermann Franke. Weil er Schüler aus dem ganz hohen Adel war, wurde bestimmt, das er täglich den Ehrenplatz an der Mittagstafel neben
Franke einnehmen durfte und dort sowohl dessen Leben, als auch dem Einfluss vieler interessanter und internationaler Begegnungen ausgesetzt war.
Auch damals tauchten Glaubensflüchtlinge auf und Zinsendorf ahnte, das
Leiden für Gott eine Gnade und Ehre sei. Er schlief nicht ein, ohne für die Geängstigten und Verfolgten zu beten. Von Halle ging er nach Wittenberg zum Jurastudium. Er war ein eifriger Student und auch hier war seine
Frömmigkeit nicht zu übersehen. Sonntags besuchte er meist vier aufeinanderfolgende Gottesdienste und kam oft den ganzen Tag nicht aus der Kirche heraus.Den Abschluss seines Studiums bildete die Kavaliersreise
, eine Bildungsreise, wie sie viele Adelige unternahmen.
In Düsseldorf hatte er einen Aufenthalt und besuchte eine Gemäldegalerie. Hier wurde er von einem Bild des italienischen Malers Domenico Fetti
angesprochen. Auf dem Bild war der dornengekrönte Heiland dargestellt; dazu die Inschrift: Das tat ich für dich, was tust du für mich?
1721 hatte Graf Zinsendorf sein Studium beendet und wurde Gutsbesitzer des
Ritterguts Mittel- und Unterbertelsdorf. Und fand in Gräfin Erdmuthe von Reuß-Ebersdorf eine passende Frau. Sie stellte ihn durch ihr kluges Wirtschaften und Verantwortungsbewusstsein völlig frei all
seine Kräfte in den Dienst des Reiches Gottes zu geben.
Gründung Herrnhuts 1722 suchte der mährische Zimmermann Christian David einen Zufluchtsort für ein kleines Grüppchen von mährischen Flüchtlingen.
Zinsendorf hatte Verständnis für die drei Familien und stellte ihnen Land und Wald am Hutberg zur Verfügung. Am 17.Juni 1722 fällte Christian David den ersten Baum zum Anbau der neuen Siedlung, die später Herrnhut heißen
sollte.Aber die Siedlung vergrößerte sich schnell. Nicht nur aus Böhmen und Mähren, sondern aus anderen Teilen Deutschlands und Europas zog es Menschen her, um urchristliches, lebendiges Gemeindeleben zu praktizieren.
Aber je mehr Menschen kamen, um so verschiedener war auch das Bibelverständnis der Einzelnen. Solange man sehr arm war, ging alles gut. Als sich jedoch ein bescheidener Wohlstand einstellte, traten die
Lehrunterschiede immer offener zutage. Nach 5 Jahren war ihre wunderschöne, urchristliche Gemeinschaft völlig zerstört. Was Scheiterhaufen und Folterbank nicht verrichten konnten, wurde nun von religiösem Stolz und
Meinungsverschiedenheiten bedroht.
Zinsendorf suchte jede Familie auf und beschwor sie, in Frieden und Liebe zu wandeln. Zwei Dinge waren es, die geblieben waren: Sie besuchten weiter gemeinsam die Gottesdienste
(wenn auch zerstritten und in Gruppen) und man betete inständig um Gottes Eingreifen. In den ersten 5 Jahren seines Bestehens hatte die Gemeinschaft der Herrnhuter nur wenige Anzeichen geistlicher Kraft., ein
unwahrscheinlicher Ort für Erweckung.
„Pfingsten“ Am 13.August 1727 hatte Pfarrer Rothe in Berthelsdorf Abendmahlgottesdienst angesetzt. Auf dem Weg dahin wurde dem Ersten das Herz schwer und er versöhnte sich
mit einem anderen.. Und nun kam es zu einer Kettenreaktion. Eine Aussöhnung folgte der anderen. Die Abendmahlfeier konnte erst eine Stunde später beginnen, weil so viel Weinens in der Kirche war. Eine Atmosphäre der
Anbetung breitete sich aus, die den ganzen Tag und die ganze Nacht blieb. Sie gingen anders nach Hause; „Wir lernten lieben“. Die erste geistliche Folge war, das unter der Jugend Erweckung ausbrach. Und ein Geist des
Gebets wurde sofort erkennbar.
Einheit: Eine ihrer Säulen wurde die Einheit in ihren Beziehungen, Gemeinschaft und der Wille, ein aufopferndes Leben zu führen.Die gesamte Gemeinschaft wurde in Gruppen
aufgegliedert, den sogenannten Banden, die sich regelmäßig trafen, um zu beten, sich offen auszutauschen, Sünden voreinander zu bekennen und sich gegenseitig zu ermutigen (Modell Hauskreise). Sie wurden das Ostervolk
genannt, weil sie in solcher Hingabe mit viel Musik und immer neuen Liedern dem Lamm ihre Anbetung darbrachten.
Sowohl der Graf als auch seine Frau waren Dichter vieler Lieder (Herz und Herz) und es war durchaus
üblich, das im Gottesdienst spontan neue Strophen dazugedichtet wurden.. Zinzendorf erklärte einmal: Wir sind das glückliche Volk des Retters! Er lehrte sie, die Minnesänger Gottes zu sein. Sie sahen aufs Kreuz und
jubelten, da sie dort all ihre Sünden bedeckt sahen. Regelmäßig gab es Versammlungen, die ausschließlich dem Lobpreis Gottes gewidmet waren.
Am 27.August 1727, zwei Wochen nach ihrem „Pfingsten“, begannen
sie mit einer Gebetswache. Graf Zinsendorf bekam ein neues Verständnis für den Vers aus 3.Mose 6:6: Ein beständiges Feuer soll auf dem Altar in Brand gehalten werden; es soll nicht erlöschen. Und weil sie wussten, das Gott
einen Feind hat, der weder Tag noch Nacht schläft, wurde eine Gebetskette eingerichtet. Eines ihrer Leitsätze war: Keiner arbeitet, wenn keiner betet.
Anfangs schrieben sich 48 Männer und 48
Frauen für das Gebet ein. Zwei Männer und zwei Frauen beteten jeweils gemeinsam eine Stunde, bis das nächste Team sie ablöste. Dieses Muster wurde rund um die Uhr beibehalten, jeden Tag, Woche ,Jahr und dauerte ca. 120
Jahre an. Das Durchschnittalter der Beter war 30, Zinsendorf selber war 27. Nach und nach beteiligten sich alle Mitglieder daran, die Gemeinde und den Missionsdienst kontinuierlich vor den Thron Gottes zu bringen. Zuhause und
in fernen Ländern, zu Land und zu See stieg diese Gebetswache unaufhörlich vor den Herrn.
Ein Gebetsschwerpunkt war ihre Last für Israel. Sie sind die erste Bewegung in der Geschichte, die für Israel einstanden. Den
Juden fühlten sie sich verpflichtet; sie trösteten viele, beteten für sie und erlebten, wie viele von ihnen Jesus kennenlernten.
Hingabe und Leidenschaft Die Kraft ihrer Gebete brachte eine göttliche Leidenschaft
und einen missionarischen Eifer für die Verlorenen hervor. Nachdem sie Einheit hatten, richteten sich ihre Gebete nach außen. Sechs Monate nach Beginn der Gebetswache stellte der Graf seine Mitbrüder vor die
Herausforderung, sich kühn an Evangelisation hinzugeben und die Westindischen Inseln, Grönland, Türkei zu erreichen. 26 Brüder traten vor, um in die Weltmission zu gehen. 1732 wurden die ersten Missionare ausgesandt. Viele
der Herrnhuter Brüder ließen sich an Orte wie Surinam in Südafrika als Sklaven verkaufen, um das Evangelium in geschlossene Gesellschaften hineinzubringen. Sie sahen sich als Pilger, lebten für Christus – und
Sterben war Gewinn.Das Lamm sollte den Lohn seiner Leiden empfangen!
Nach drei Jahren missionarischen Wirkens auf den Westindischen Inseln, wo die Herrnhuter zusammen mit Sklaven arbeiteten und ihnen so in Ruhe das
Evangelium verkünden konnten, hatten sich 4 Menschen bekehrt. Aber dieser Einsatz hatte 10 Missionaren das Leben gekostet. Während der ersten 4 Jahre der Mission gaben 22 Missionare ihr Leben. Trotzdem hörten sie nicht
auf. Allein in den folgenden 10 Jahren (ab 1732) machten sich 70 der 600 Mitglieder auf in die Mission; d.h. mehr als 10%. Keiner wurde von der Heimatbasis unterstützt, alle arbeiteten für ihren Unterhalt.
In den 20
Jahren nach ihrem „Pfingsten“ sandten sie mehr Erntearbeiter aus, als die gesamte Reformationsbewegung in den 200 Jahren zuvor. Innerhalb einer Generation erreichten sie alle Kontinente. 100 Jahre danach gab es
bereits 42 Missionsstationen weltweit.
Fakt: 65 Jahre nach den Anfängen ihrer Gebetswache hatte diese kleine Gemeinschaft der Herrnhuter 300 Missionare an die Enden der Erde gesandt.
Könnte es sein, das es
einen Zusammenhang zw. Gebet und missionarischem Wirken gibt.Der Schlüssel für ihre Kraft und Effektivität lag in ihrer Hingabe an Jesus und an das Gebet.
Heute wird dieses alte Werkzeug der „Wache des Herrn“
weltweit wiederbelebt. Es gibt über 100 Nationen, in denen es dauernde 24-Stunden-Gebetshäuser gibt.
Auch ca. 25 km von Herrnhut, im Tscheschichen Liberec gibt es wieder eine 24-Stunden-Wache.Bis heute
gelten die Herrnhuter Brüder als legendäre Vorbilder für Opferbereitschaft und Anpassungsfähigkeit. Ihr stärkstes Zeugnis war ihr einfacher, hingegebener Lebenswandel, die Ernsthaftigkeit ihres Glaubens und ihre selbstlose
Liebe.
Ihre Geduld und ihr Durchhaltevermögen sind angesichts zögerlicher Erfolge und Rückschläge geradezu beschämend. Viele säten mit Tränen und nicht selten auch mit ihrem Leben. Ihre überdurchschnittlich
große Zahl an ausgesandten Missionaren, ihre Hingabe und ihre charakterlichen Qualitäten sind in ihrer Wirkung einmalig in der Geschichte der Mission.
Ihr Einfluss auf die Geschichte der Erweckung und Mission ist enorm.
Für John Wesley (1703-1791) gab eine Begegnung mit den Herrnhutern den Ausschlag für seine radikale Bekehrung. Wesley wurde von Gott als herausragender Erweckungsprediger Englands gebraucht und
gründetet die Methodistenbewegung. Er war fasziniert von der Zuversicht der Herrnhuter auch angesichts des drohenden Todes. Und er wusste, das er nicht hatte, was sie hatten – und kam zu dem Entschluss, das er das
ebenfalls wollte. Als John Wesley einmal Herrnhut besuchte, wünschte er sich, den Rest seines Lebens dort verbringen zu können, weil die Herrlichkeit des Herrn jene Gegend bedeckte wie Wasser das Meer.
Ebenfalls waren die Herrnhuter Brüder Vorbild für William Carey, den großen Reformator der Baptisten, dem Vorreiter der Weltmission, der nach Indien ging und auch mehrere Missionsgesellschaften gründete.
Viele Leiter sind der Meinung, das beinahe jede missionarische Leistung des 18. und 19. Jahrhunderts, egal welcher Denomination – auf sehr reale Weise aus dem aufopfernden Dienst und der prophetischenFürbitte
der Herrnhuter hervorgegangen ist.
Die Losung Das Losungsbüchlein der Brüdergemeinde ist sicherlich jedem bekannt. Es ist das verbreitetste und älteste Andachtsbuch der Welt und erscheint in 45
weiteren Sprachen. Wie kam es dazu? Als die ersten Flüchtlinge aus Böhmen und Mähren kamen, brachten sie die Sitte mit, den Tag mit einem gemeinsamen Bibelvers zu beginnen. In Verfolgungszeiten war es auch das
Erkennungszeichen der Christen, ihre Parole sozusagen, wie im militärischem Bereich. In der zerstrittenen Zeit der Gemeinde hörte diese Sitte auf, wurde aber am 3.Mai 1728 wieder von Zinsendorf aufgegriffen. Nun
wurde in den Abendversammlungen ein Bibelwort als Tagesparole ausgegeben, das ein Bruder am nächsten Morgen als Losung von Haus zu Haus trug.
Schon 3 Jahre später ließ Zinsendorf die Losungen für den ganzen Jahrgang
drucken. Heute werden die Losungen schon 3 Jahre im voraus gezogen.. Aus einer Sammlung von 1850 Bibelworten wird je ein Leitwort für jeden Tag des Jahres gezogen; jährlich im Frühjahr im Vogtshof in Herrnhut. Dem A.T.-Vers
wird ein passendes Wort aus dem N.T. zugeordnet und durch einen sogenannten Dritttext ergänzt (Liedstrophe, Gebet). So sind Millionen von Christen aus den unterschiedlichsten Konfessionen und Sprachen über die gemeinsamen
Bibelworte miteinander verbunden.
Verhältnis zur Kirche Natürlich erhob sich die Frage der Beziehung der Herrnhuter zur lutherischen Kirche. Zinzendorf, selbst Lutheraner wünschte, das die Gemeinschaft sich ganz
der Kirche anschlösse. Die Angelegenheit wurde durch das Los entschieden – eine Methode, die sie in wichtigen Fragen oft anwandten – und das Los entschied gegen die Vereinigung mit der luth. Kirche.
Darauf ließ
Zinzendorf, um einen Bruch mit der Kirche zu vermeiden, sich zum Prediger in ihr ordinieren, einer der Flüchtlinge wurde durch den Hofprediger Daniel Jablonsky zum Bischof geweiht. Auf diese Weise wurden sie als
Gemeinschaft innerhalb der luth. Kirche anerkannt und konnten die Sakramente verwalten. Trotzdem waren gegnerische Kräfte so stark, das Zinzendorf 1736 aus dem Königreich Sachsen verbannt wurde.
Der Gottesacker Der
heute unter Denkmalschutz stehende Gottesacker ist ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte Herrnhuts.Er wurde 1730 angelegt und später vergrößert. Die nach Sitte des 18.jhd. Beschnittene Lindenallee endet am Eingangstor.
Ein äußerer Torbogen trägt die Inschrift: Christus ist auferstanden von den Toten.Der innere Bogen trägt die Inschrift: Er ist der Erstling geworden unter denen, die schlafen.In dieser Glaubenszuversicht wurden die Toten
wie Saatkörner in den Acker Gottes gelegt. Nicht nur zu Begräbnissen, sondern auch am Ostermorgen versammelten sich hier die Gläubigen.Rechts sind die Ruheplätze des weiblichen Geschlechts, links liegen die Brüder. Alle
werden und wurden in der Reihenfolge ihres Heimgangs bestattet.Oberhalb des Gottesackers befindet sich der Hutbergaltan, ein Aussichtsturm, von dem aus man bis ins Iser- und Riesengebirge sehen kann.Hier hielt
Zinzendorf 1733 seine erste Bibelkonferent ab.
Zerstörung Herrnhuts Herrnhut wurde am letzten Tag des 2.Weltkrieges am 9.Mai 1945 von der Sovjetarmee völlig zerstört. Kirche und Stadtzentrum brannten
nieder, als der Krieg bereits aus war. Eine Kirchturmglocke war im Krieg für Kriegszwecke beschlagnahmt worden und sollte eingeschmolzen werden. Nach Kriegsende fand man sie auf einem Glockenfriedhof und brachte sie
zurück nach Herrnhut. Wie erstaunt war man, das gerade diese Glocke die Zerstörung überstanden hat, denn die Glockenumschrift trägt folgenden, von Zinsendorf stammenden Liedvers: Herrnhut soll nicht länger stehn als
die Werke deiner Hand ungehindert drinnen gehen – und die Liebe sei sein Band.
Herrnhut war als Zufluchtsort für Flüchtlinge gegründet worden; den Mähren war Asyl und Sicherheit in Zeiten der Verfolgung
gewährt. Worden. Könnte es sein, das Herrnhut seiner Berufung, verfolgten Juden Zuflucht zu bieten, nicht treu war und Gott deshalb Herrnhut seine ursprüngliche Ausstrahlung nicht behalten durfte? 200 Jahre hatte die
evangelische Brüder-Unität weltweil Impulse aus Herrnhut empfangen; danach begann der Einfluß zu schwinden.
1.Gottes Schutz war so lange gegeben, wie seine Absichten nicht behindert wurden. 2.
Als das Gebet aufhörte, fiel der Kraftstrom des Geistes und seiner Auswirkungen aus. 3.
Gemeinden müssen Zufluchtstätten sein, Gefallene aufrichten, Verfolgte schützen, ihren Ruf aufs Spiel setzen. Für andere sicherer Hafen sein
Die erste Verpflichtung der Hernnhuter galt der Einheit des Leibes.
Während es in ihrer Anfangszeit viel Spaltung und Fraktionen gab, arbeiteten sie später mit allen Kirchen und Denominationen zusammen. Sie beteten für die Juden und Israel. Ihre dritte Verpflichtung galt dem
24-Stunden-Gebet. Ihr Herz wurde dabei weit für die Verlorenen und sie bekamen eine Vision für die Länder der Erde. Daraus leitete sich ihre vierte Verpflichtung für Mission ab. Sie wurden die erste
protestantische Missionsbewegung der Geschichte.Das Volk Gottes in Deutschland ist herausgefordert, ihr geistliches Erbe wieder bewusst zu ergreifen.
Dieser geschichtliche Abriß stammt von Beate Nordstrand. Copyright: Beate Nordstrand
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