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Corrie ten Boom - Stichwörter ihrer Lebensgeschichte
Corrie (Kurzform für Cornelia) ten Boom wurde am 15.April 1892 in Haarlem in
Holland geboren. Sie war das jüngste Kind von Caspar und Cornelia ten Boom, hatte zwei Schwestern, Betsie und Nollie und einen Bruder Willem. Caspar ten Boom war ein Uhrmacher. Corrie ten Boom war die erste Frau in Holland,
die Uhrmacherin wurde. Corrie gründete 1921 in Haarlem einen Club für 12-18-jährige Mädchen, den sie bis 1940 leitete. Hier wurden viele Aktivitäten wie Gymnastik , Musik, Spaziergänge und Camping angeboten. Aber bei all
dem angebotenen Spaß lehrte Corrie die Mädchen, dass Gott sie liebt und sie sich allezeit im Gebet an ihn wenden können.
Zudem gründete sie eine christliche Organisation für Mädchen, die einst in Holland und
Indonesien Tausende von Mitgliedern hatte. Am 10. Mai 1940 marschierten deutsche Truppen in Holland ein. Kurze Zeit später begann die Familie ten Boom mit ihrer Untergrundarbeit, bei der sie Juden halfen, den Deutschen zu
entkommen. In ihrem Haus in Haarlem richteten sie ein geheimes Zimmer ein, in dem sie Flüchtlinge versteckten. Dort lebten in den Jahren 1943 und 1944 sechs bis sieben Menschen illegal, 4 Juden und 2-3 Mitglieder des Holländischen Untergrundes.
Festnahmen Am 28. Februar 1944 wurden die ten Booms festgenommen. Corries Vater war zu jenem Zeitpunkt 84 Jahre alt. Sein Glaube an Gott gab ihm Halt und Kraft. Er starb 10 Tage nach seiner Inhaftierung. Corrie
kam zusammen mit Betsie und Willem in ein Gefängnis in Scheveningen. Willem wurde kurze Zeit später entlassen, starb allerdings bald nach dem Krieg an einer Krankheit, die er sich im Gefängnis zugezogen hatte. Im Juni 1944
wurden Corrie und Betsie in ein Arbeitslager in Vught im Süden der Niederlande verlegt. Im selben Monat fielen die Alliierten in Europa ein und der letzte Teil des Zweiten Weltkrieges begann.
Betsie Im September 1944
wurden die Schwestern ins Konzentrationslager nach Ravensbrück überführt. Hier hatte Betsie eine Vision. "Ich sehe ein Haus irgendwo in Holland. Es ist ein wunderschönes Haus mit einem großen Garten, einer riesigen
Halle und einer hölzernen Treppe. Wir werden uns um Menschen kümmern, die im Krieg verletzt wurden, bis sie wieder ein normales Leben führen können. Gott wird uns solch ein Haus geben." Betsie starb wenige Tage vor
Weihnachten 1944. Corrie wurde am 31.Dezember 1944 aus dem Todeslager entlassen. Sie war sich bewusst, dass der Erhalt ihres Leben ein Geschenk Gottes war. Willems Sohn Kirk starb als ein Deutscher Kriegsgefangener
während der letzten Kriegsmonate. Holland wurde am 5. Mai 1945 von den Alliierten befreit und Deutschland kapitulierte am 8. Mai 1945.
Ihr Leben lehrte die Kraft der Vergebung Corrie begann, den Menschen von ihren
Erfahrungen im Gefängnis zu berichten und wie sehr ihr Gott in dieser Zeit geholfen hatte. Sie erzählte auch von Betsies Vision. Dies hörte auch eine Frau, die Gott so dankbar über die Rückkehr ihres Sohnes aus der
Gefangenschaft war, das sie Corrie ein großes Haus in Bloemendaal für ihre Rehabilitationsarbeit an den Opfern des Holocausts schenkte. Es wurde im Juni 1945 eröffnet.
Corrie schrieb verschiedene Bücher über ihre
Erfahrungen. Sie wurde in viele Länder eingeladen um dort zu sprechen. Für mehr als dreißig Jahre bereiste Corrie Land um Land, um den verbitterten, traurigen Menschen zu erzählen, wie wundervoll Gott ist. Sie hatte 4
Monate in Einzelhaft verbracht, war geschlagen worden. Menschen, die sie liebte, waren misshandelt und getötet worden. Aber sie wusste damals auch, dass Gott alle Gefühle der Bitterkeit und des Hasses zerstreuen kann, dass
sie zu jeder Zeit auf ihn zählen konnte.
Corrie schrieb ihre Geschichte in dem Buch "Die Zuflucht" nieder, das später auch verfilmt wurde. Zudem schrieb sie noch zahlreiche andere Bücher über ihr Leben vor
dem Krieg und auch über ihre Reisen. 1968 wurde Corrie ten Boom vom Holocaust Museum in Jerusalem dafür geehrt, dass sie und ihre Familie so vielen Juden das Leben rettet. Sie wurde gebeten einen Baum im "Garden of Righteousness" zu pflanzen.
Schließlich wurde Corrie zu alt zum Reisen und sie ließ sich 1977 in Californien in Amerika nieder. Dort fuhr sie damit fort den Menschen von Gottes Güte zu berichten. Später hatte sie einen Schlaganfall, verließ sich
aber allezeit auf den Frieden Gottes. Sie betete für die Menschen, die ihr schrieben oder sie besuchten. Corrie starb 1983 an ihrem 91. Geburtstag. In der Tradition der Juden heißt es, dass nur sehr gesegnete Menschen das
besondere Privileg erhalten, an ihrem Geburtstag zu Gott gerufen zu werden.
(Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung von Chansitor Press, Norwich entnommen, übersetzt und bearbeitet von Martina Hofmann-Chittka)
Ein Ausschnitt aus: “THE HIDING PLACE”
Es war bei einem Gottesdienst in München, wo ich ihn sah, den damaligen SS-Mann, der Wächter im Duschraum des Vernichtungslagers
Ravensbrück war. Er war der erste unserer Wärter, den ich seit dieser Zeit wiedersah. Und mit einem Male war alles wieder da - der Raum voller spöttischer Männer, die Haufen von Kleidungsstücken, Betsies Gesicht vor
Schmerz erbleicht.
Er kam zu mir, als die Kirche sich leerte. Er kam so strahlend auf mich zu und verbeugte sich. " Ich bin Ihnen so dankbar für Ihre Nachricht, sich vorzustellen, dass Gott meine Sünden
abgewaschen hat!" Er streckte mir seine Hand entgegen und ich, die den Menschen in Bloomendaal so oft über die Notwendigkeit der Vergebung gepredigt hatte, ließ meine Hand an meiner Seite. Obwohl zornige, rachsüchtige
Gedanken in mir hochkamen, sah ich gleichzeitig, wie sündig sie waren. Jesus war für diesen Mann gestorben: War ich in der Lage, mehr zu erwarten? "Herr Jesus", betete ich, "vergib mir und hilf mir, ihm zu
vergeben."
Ich versuchte zu lächeln und kämpfte damit, meine Hand zu heben. Ich konnte es nicht, ich fühlte nichts, nicht den kleinsten Funken an Wärme oder Nächstenliebe. Und so flüsterte ich wieder ein
leises Gebet: "Jesus, ich kann nicht vergeben, gib mir deine Vergebung."Und dann, als ich seine Hand ergriff, passierte etwas Unglaubliches. Von meiner Schulter durch meinen Arm und meine Hände schien ein Strom von
mir zu ihm zu fließen, während in meinem Herzen eine Liebe für diesen Fremden entsprang, die mich fast überwältigte. Und so habe ich entdeckt, dass es nicht mehr von unserer Vergebung oder Güte abhängt, ob diese Welt
geheilt wird, sondern von seiner. Wenn er uns auffordert, unsere Feinde zu lieben, gibt er uns zusammen mit dem Gebot auch die Liebe dazu.
Quelle: Corrie ten Boom: "The Hiding Place" (Grand Rapids: Fleming H. Revel, 1996) S.238
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