Brauche ich eigentlich Freunde?

Die Autorin dieses Artikels, Ursula Kischkel, 39, verh., ist theologische Mitarbeiterin im Wörnersberger Anker, einem christlichen Lebens- und Schulungszentrum im Schwarzwald. Ihr Schwerpunkt ist der Seminarbereich, ferner Gemeindeeinsätze und Frühstücke.

Freunde sind für mich etwas besonders Kostbares. Was fällt Ihnen zuerst ein, wenn Sie an Freunde und Freundinnen denken? Ich denke an gemeinsame Abende mit Freunden, vielleicht zum Abendessen, die nur so dahin fliegen, weil man über alles miteinander reden kann. Und oft kommen dann im Gespräch ganz neue Ideen auf und Gedanken, auf die man alleine nie gekommen wäre.

Oder ich denke an Freundinnen, mit denen ich spontan eine Radtour oder einen Spaziergang ausmachen konnte. Freunde, die man anrufen kann und einfach nur sagen: Ich wollte nur mal hören, wie es dir geht. Freunde, die man auch jederzeit fragen kann, wenn man mal Hilfe bräuchte. Oder besonders schön habe ich auch Freundschaften erlebt, in denen wir gemeinsam etwas für andere gemacht haben, z.B. einen Teenykreis, oder eine Kinderstunde mit Asylbewerberkindern.

Freunde: Wenn ich hier von Freunden spreche, dann meine ich keine partnerschaftlichen Beziehungen zw. Mann und Frau, sondern alle anderen Freundschaften. Für uns hier als Frauen: Freundinnen; bei männlichen Freunden wird es oft eine  Freundschaft sein, die man als Ehepaar hat (wenn man verheiratet ist). Ich will nicht abstreiten, dass es auch enge, kameradschaftliche Freundschaften nur zwischen Mann und Frau geben kann, aber ich denke, sie sind selten. Oft lassen sie sich nicht auf dieser Ebene halten. Das zum Verständnis von “Freunden”.

Mein Mann und ich sind relativ häufig in eine andere Stadt umgezogen. Wenn wir in einen neuen Ort gekommen sind, haben wir uns dann wieder zuhause gefühlt, wenn wir wieder Freunde gefunden hatten. Das ist viel wichtiger als das Äußere einer Stadt oder die Landschaft oder die Wohnung. Aber auch die Freunde von früher wollen wir nicht ganz verlieren, weil sie einen festen Platz in unserem Herzen haben. So versuchen wir  zumindest, in einem losen Kontakt mit ihnen bleiben.

Gott möchte uns durch andere Menschen reich beschenken. Das gehört sogar zu unserer Lebensbestimmung, dass er uns füreinander geschaffen hat, auf ein Du hin: Das gilt nicht nur für die Ehe und Familie, sondern auch für einen viel weiteren Kreis von Freunden. Es gibt ja Freundschaften in allen Abstufungen, auf verschiedenen Ebenen, von ganz engen bis zu recht lockeren oder nur für eine bestimmte Zeit. Es gibt Freunde, die uns recht ähnlich sind und solche, die sehr verschieden von uns sind in ihrem Denken, ihrem Alter oder sogar ihrer Kultur. Gerade die Verschiedenheit kann sehr bereichernd sein. Gott möchte, dass unser Leben mit dem Leben anderer Menschen verflochten ist. Das macht unser Leben reich und farbig. Wir sind dazu geschaffen, um zu lieben. Die Liebe ist das wirklich Bleibende, was letztlich zählt.

Es gibt ein Lied, das dies sehr schön ausdrückt:

“Reich, du machst mein Leben wirklich reich und gut. Mit einem Gut, das zu erreichen sich lohnt und dessen Wert sich ständig vermehrt, mit jedem Menschen, der mich prägt, der mich liebt und erträgt. Ich bin reich; manche Begegnung macht mich reich und froh, wenn mich beeindruckt, wie ein anderer lebt. Dann lern ich viel und komme dem Ziel ein gutes Stück näher. Ich bin reich, weil du, mein Gott, mir liebevolle Freunde gibst. Wie sich das weiße Licht in bunte Farben bricht, so seh in vielen Menschen ich auch dein Gesicht.” —

Durch Freundschaften kommt also Farbe in unser Leben, eine Farbe, die letztlich von Gott kommt, die sein Geschenk an uns ist.

1. Was bedeutet es, eine gute Freundin, einen guten Freund zu haben?

Ich möchte Ihnen von einer Freundin erzählen, mit der ich seit ungefähr 2 Jahren befreundet bin. Sie ist eine Kollegin von meinem Mann, die wir mal zu uns eingeladen haben. Bald haben wir gemerkt, dass wir uns sehr gut verstehen, dass wir auf einer Wellenlänge liegen, d.h. in vielem ähnlich empfinden und denken, dass wir offen und unkompliziert miteinander reden können. Sie ist uns dann öfter mal spontan besuchen gekommen und auf beiden Seiten war klar, dass wir gerne zusammen Zeit verbringen, ohne groß darüber zu reden.

Ich habe mal den Satz gehört “Bei einem Freund kann man laut denken” und das trifft auch bei ihr zu. Indem ich ihr von meinen Gedanken und Erlebnissen erzähle, verstehe ich mich selbst plötzlich mehr, komme auf ganz neue Ideen. Und das geht uns beiden so. Ich fühle mich frei ihr gegenüber, ich muss mich nicht anstrengen, sondern kann so sein, wie ich bin, auch wenn es mir mal nicht gut geht, sogar weinen ist erlaubt. Die Offenheit ist auf beiden Seiten gleich groß, es ist ein Gleichgewicht von Geben und Nehmen. Mal braucht die eine von uns Trost und einen Rat, mal die andere. Da ist kein Gefälle nach der einen Seite. Wir haben auch viel Spaß zusammen. Und was ich besonders schön finde, wir haben auch etwas, dass wir gemeinsam tun: (wie gesagt) die Kinderstunde mit albanischen Asylbewerberfamilien.

In einem Buch habe ich eine gute Zusammenstellung gefunden, was alles ein Freund oder Freundin  bedeutet:
Ein Freund/Freundin…

  • stärkt das Herz
  • macht Mut zum Entdecken
  • erleuchtet den Verstand
  • lindert Schmerzen
  • verbannt die Einsamkeit
  • versteht die Traurigkeit
  • vermehrt die Freude
  • vertieft den Geist
  • macht die Seele frei

So eine Freundin oder Freund ist ein Geschenk Gottes. Man kann eine Freundschaft nicht einfach machen oder erzwingen. Aber wir sollen auch nicht nur passiv abwarten, bis sie uns auf dem Tablett serviert wird. Sondern wir können selber aktiv werden, indem wir in unserem Leben Platz und Zeit einräumen für die Freundschaften, die Gott für uns bereithält.

Diese können ein Abbild sein für Jesus, der mein bester Freund ist und immer für mich da sein möchte. Ihn kann ich zwar nicht sehen, aber ständig mit ihm im Gespräch sein.

2. Selbst den ersten Schritt zum anderen tun

Für wen kann ich eine Freundin werden?
Wenn wir Liebe und Freunde haben wollen, dann müssen wir selber Freundschaft erweisen. Es liegt also an uns, den Schritt zu den andern hin zu machen. Ich denke, es passiert so oft, dass jeder sich insgeheim wünscht, dass der andere doch den ersten Schritt tun soll (in der Nachbarschaft, auch in der Kirchengemeinde kann das so sein). Aber der einzige Weg, um Freunde zu bekommen, ist, dass wir selbst zur Freundin werden. Es hilft mir also nicht weiter, wenn ich selbst immer nur abwarte, bis mir jemand Freundschaft entgegenbringt.

Sondern es ist besser, mich zu fragen: Wem kann ich eine Freundin werden?

Sich dabei von Gott leiten lassen, auf seine Stimme hören. “Herr, bei wem möchtest du, dass ich eine Freundschaft anknüpfe oder intensiviere?” Welchen Menschen möchtest du mir aufs Herz legen? (Manche schreiben sich Namen aus ihrem Bekanntenkreis auf und beten darüber.) Mit offenen Augen und offenem Herzen die Menschen um mich herum wahrnehmen.

Mögliche Hindernisse, die mich von dem ersten Schritt abhalten wollen.

  • Unsicherheit und Schüchternheit: Vielleicht sagen Sie: “Ich traue mich nicht, auf andere zuzugehen”. – Ich selbst bin von Natur aus eher zurückhaltend, es fällt mir nicht so leicht, auf fremde Menschen einfach zuzugehen. Aber ich habe gemerkt, daß ich meine Grenzen auch ausdehnen kann, dass einiges auch lernbar ist. Heute fällt es mir viel leichter, ein Gespräch zu beginnen und Interesse an jemand zu zeigen.
  • Minderwertigkeitsgefühle: Es kann auch sein, dass wir uns vorstellen, die anderen wären an unserer Freundschaft gar nicht interessiert, weil wir für sie nicht interessant sind. Vielleicht haben wir das Gefühl, von den anderen übersehen zu werden und ziehen uns dann zurück. Sicher gibt es Leute, die immer auf den ersten Blick beliebt sind, weil sie fröhlich und unkompliziert sind, meistens lustig und extrovertiert. Aber wenn wir selbst zu den Leuten gehören, die nicht sofort alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, heißt das nicht, dass wir weniger wertvoll sind. Was in uns steckt, zeigt sich vielleicht erst auf den zweiten Blick. Hier ist die Frage wichtig, woher ich mein Selbstwertgefühl beziehe: aus dem, was andere über mich denken, oder aus der Wertschätzung Gottes? Gott, der zu mir steht, mit meinen Stärken und Schwächen, der mich bedingungslos liebt, so wie ich bin. Seine Liebe ist so ganz anderes als die menschliche Liebe, die so oft Bedingungen stellt: Ich habe dich gern, wenn du so und so bist, wenn du dich so verhältst. Gott hat mich einzigartig geschaffen. In seinen Augen bin ich viel wertvoller, als ich von mir selbst denke. Mein Wert besteht darin, dass ich zu Gott gehöre, als sein Kind, als seine Tochter, wenn ich seine Versöhnung in Jesus angenommen habe. Das alles für mich wirklich gelten zu lassen, ist ein längerer Prozess, ich muss es immer wieder bewusst annehmen, es in mein Herz fallen lassen.  Wenn ich um meinen eigenen Wert weiß, dann kann ich auch glauben, dass meine Freundschaft für andere wertvoll ist. Ein guter Tipp ist es, erst mal von der Annahme auszugehen, dass die anderen mich mögen.
  • Zeitmangel: Viele sind so beschäftigt, dass sie sagen, sie haben einfach keine Zeit, um Freundschaften anzuknüpfen oder zu pflegen. Ich kenne auch Zeiten, in denen mir gar nicht mehr in den Sinn kommt, jemand einzuladen, weil ich über jeden freien Abend froh bin. Auf die Dauer ist es allerdings eine Frage der Priorität. Wenn mir Freundschaften wirklich wichtig sind, dann muss ich dafür auch Zeit einplanen und dafür an einer anderen Stelle kürzen. Nicht einfach warten, bis ich irgendwann mal mehr Zeit habe, sondern sich Ziele setzen: Zu wem möchte ich den Kontakt pflegen und wie viel Zeit will ich mir dafür reservieren? Was mir sehr wichtig ist, dafür nehme ich mir auch Zeit. Wenn Sie verheiratet sind, mit dem Ehepartner gemeinsam überlegen.

3. Die Kunst der Freundschaft – einige Grundsätze und praktische Tipps

3.1 Gleichgewicht von Geben und Nehmen

Auf die Dauer sind Freundschaften unbefriedigend, wenn nur ein Teil der Gebende, der andere ständig der Nehmende ist. Natürlich gibt es solche Beziehungen und sie haben ihre Berechtigung, wie in Seelsorge-Beziehungen oder in der Diakonie. Aber zu einer Freundschaft gehört ein gewisses Gleichgewicht von Geben und Nehmen. (Auch ein pflegebedürftiger, alter Mensch kann mir viel zurückgeben, so dass ich selbst beschenkt werde und eine echte Freundschaft entsteht).

Dazu gehört auch das ausgewogene Verhältnis von zuhören und sich selbst öffnen (persönliche Gedanken und Erfahrungen preisgeben). Die Freundschaft darf keine Einbahnstraße sein. Mein Mann und ich hatten mal eine Bekannte aus der Gemeinde, die sich offensichtlich eine freundschaftliche Beziehung zu uns gewünscht hat und uns zu sich eingeladen hat. Aber als wir bei ihr saßen, erzählte sie nur pausenlos von sich und ließ uns kaum zu Wort kommen. Auch wenn wir es schafften, etwas dazwischenzuwerfen, ist sie nicht darauf eingegangen. Wir waren richtig erschöpft hinterher. Und wir konnten uns nicht vorstellen, so ein Zusammensein zu wiederholen. Da steckt beinahe eine Tragik dahinter: Da wünscht sich jemand Freunde, aber weil er nur von sich redet, schreckt das andere ab.

Es gibt natürlich auch den anderen Fall: Jemand, der sehr gerne zuhört und immer wieder Fragen stellt und erwartet, dass der Gesprächspartner Persönliches von sich erzählt, aber sich selbst nicht öffnet. Auch das schafft keine Vertrauensbasis.

Darum sich selbst immer mal wieder prüfen: Wie offen bin ich? Rede ich zuviel oder zu wenig? Bin ich wirklich an dem interessiert, was der andere denkt und erlebt hat? Kann ich mich in den anderen hineinfühlen?
Wenn mir eine Freundin etwas im Vertrauen erzählt — Verschwiegenheit.

3.2 Über was reden wir?

Ein unerschöpfliches Thema können andere, nicht anwesende Personen sein. Als Klatsch oder auch wenn man scheinbar ganz besorgt über die Probleme der anderen redet. Aber würde ich selbst es wollen, dass so über mich geredet wird?
Oder Klagen: Wenn jemand notorisch immer klagt, über alles und jedes, dann ist das nicht sehr anziehend für andere. Sie werden sich von ihm zurückziehen. (z.B. Urlaub: alles Negative wird betont, schlechtes Wetter, komische Leute, schlechte Organisation). Evtl. den anderen vorsichtig darauf ansprechen. Sich selbst prüfen!

Das heißt nicht, dass ich nicht über schwere Erfahrungen reden darf. Aber es eine andere innere Einstellung, ob ich alles in einem negativen, kritischen Licht sehe oder ob ich dazwischen mal ehrlich sage, wenn ich traurig oder ärgerlich bin. Und schließlich: Bleiben wir an der Oberfläche hängen, an Äußerlichkeiten, oder können wir auch über Wesentliches reden, was uns zutiefst beschäftigt?

Sich gegenseitige ermutigen! Z.B. der Freundin Mut machen, die neue Aufgabe anzupacken. Sich loben für Gelungenes. Nachfragen, wie etwas verlaufen ist.

Gemeinsam beten! Besonders schön ist es, wenn wir mit Freunden auch gemeinsam beten können. Ich habe es schon erlebt, dass es sich ganz natürlich ergeben hat nach einem Gespräch, dass einer gefragt hat: Können wir nicht noch zusammen beten? Aus dem gemeinsamen Bedürfnis heraus, als etwas Natürliches und Ungezwungenes. Das gemeinsame Gebet verbindet in besonderer Weise. Gebet festigt die Freundschaft, hebt sie auf ein Niveau, das durch Reden allein nicht erreicht wird.

3.3 Auch Freundschaften zu Menschen suchen, die anders sind als ich bin

in Bezug auf Alter, Kultur, Denken, aus anderen Ländern. Großes Bereicherung.
Beispiele
- Alter: Emma Schneider, Ende 80, lebte ganz einfach und bescheiden.
- Asylbewerber: Afghanistan, Somalia, Kosovo
- Lebenssituation, z.B.  ledig, verheiratet oder mit Kindern.

Da wünsche ich mir noch mehr Kontakte zwischen diesen Gruppen. Manchmal unnötige Bedenken: Ledige gegenüber Verheirateten: Da will ich nicht stören. Oder gegenüber Familien mit Kindern: Sie haben keine Zeit. Ich kann sie abends nicht einladen…

Offener über die eigene Situation reden oder fragen: Wie geht es dir in deiner Situation?(- Berufe: ich fand es sehr interessant, z.B. mit einer Bankkauffrau befreundet zu sein, die Millionen-Kredite vergibt, oder einen Koch im Flughafenhotel zu kennen oder Finanzberater, oder Schlosser …)- andere Überzeugungen, z.B. Nichtchristen: Nicht immer einfach, da gibt es vielleicht nicht so viele gemeinsame Interessen. Aber auch da wäre es wichtig, freundschaftliche Kontakte zu pflegen.

4. Hindernisse für eine Freundschaft:

4.1 Konflikte

Je enger man zusammenlebt oder arbeitet, um so mehr gibt es auch Konflikte. (vgl. Anker). Je nach Naturell erleben die einen öfter Konflikte, die anderen weniger (wenn man sehr harmoniebedürftig ist). Auch mit Freunden kann es Konflikte geben, so dass es notwendig ist, sie anzusprechen und zu klären. Es ist sehr schade, wenn etwas Unversöhntes zurückbleibt, Bitterkeit oder Groll entsteht. Die Dinge in der Ich-Form ansprechen (mich hat es verletzt, dass du …), statt den anderen mit Vorwürfen zu überschütten. Und nicht zuletzt: Vergebung!

4.2 Neid und Eifersucht

Ich bin vielleicht traurig, wenn ich etwas sehr vermisse, was andere haben (z.B. Partner, Kinder). Aber ich muss mich vor Neid hüten. Um Vergebung bitten, wenn ich Neid spüre. Testfrage: Kann ich mich an der Freude des anderen mitfreuen? Eine Ehe ist etwas Ausschließliches, wo kein Dritter als Partner hineindarf. Aber bei Freundschaften sind eifersüchtige Gefühle unangebracht. Ein weites Herz haben! Sich freuen, wenn z.B. meine Freundin noch andere gute Freundinnen hat. Keine Cliquenbildung, d.h. andere nicht andere ausschließen.

4.3 Zeitmangel, zu viel Arbeit

Frage der Priorität: Was ist mir die Freundschaft wert? Wie viel Zeit will ich in sie investieren? Auch Frage der Zeitplanung: Es gibt Leute, die zwar wirklich viel zu tun haben, aber sich bestimmte Zeiten frei halten für Freunde. Und hier sind sie wirklich “da”, ohne immer an die vielen Pflichten zu denken und auf die Uhr zu schauen.

Vorsicht, wenn ich ständig erzähle, dass ich so schrecklich viel zu tun habe und keine Zeit habe (auch Prestige-Frage), dann traut sich vielleicht niemand mehr, mich einzuladen, anzurufen, weil jeder denkt: Sie hat ohnehin keine Zeit.

Die Kunst des Kontakthaltens: Es braucht oft nicht viel Zeit, um Kontakte zu halten: eine Karte, ein kurzer Anruf, ein kleines Geschenk… Es ist mehr das Dran denken. Nicht darauf warten, bis ich Zeit zu einem ganz langen Brief habe, lieber eine kurze Karte schreiben.

5. Wer nicht allein sein kann, hüte sich vor der Gemeinschaft (Bonhoeffer)

Brauche ich die Freunde, weil ich nicht allein zu Hause sein kann? Weil mir dann die Decke auf den Kopf fällt? Ich werde wesentlich mehr für eine Freundschaft beitragen können, wenn ich auch mal allein sein kann. Wenn ich es mit mir selbst aushalte, d.h. Frieden in mir habe. Dazu gehört auch: An der eigenen persönlichen Entwicklung arbeiten: durch Stille, Nachdenken über sich selbst, Bücher darüber lesen, beten, im Glauben wachsen …

Aber Bonhoeffer hat auch den umgekehrten Satz dazugefügt:
Wer nicht in der Gemeinschaft steht, der hüte sich vor dem Alleinsein.
Beides gehört zusammen: Gemeinschaft, Zusammensein mit Freunden und Zeit für mich allein.

Persönliche Fragen zum Nachdenken (s. Karte)

  1. Für welche Freunde in meinem Leben bin ich besonders dankbar? (die mich geprägt haben)
  2. Welche freundschaftlichen Beziehungen habe ich zur Zeit?
  3. Wie könnte ich sie vertiefen oder neu beleben? Auf welche Freunde möchte ich mich in nächster Zeit konzentrieren?
  4. Gibt es Menschen, die mir Gott neu aufs Herz legen will? Wem möchte ich zur Freundin werden?

Ein wahrer Freund
Akzeptiert dich, wie du bist
Breitet vor dir alle Gedanken aus
Charakterisiert dich positiv vor anderen
Diskutiert mit dir über Tief- und Unsinniges
Enttäuscht nie dein Vertrauen
F olgt dir durch dick und dünn
Gibt großzügig

In Zeiten der Freude und des Glücks …
H
ört er sich an, was dich begeistert
Inspiriert dich
Jubelt er mit dir, wenn du erfolgreich bist
Kommt er einfach mal, um Hallo zu sagen
Lädt er dich auf seine Partys ein
Macht er schöne Zeiten einfach noch besser

In Zeiten der Trauer und des Schmerzes …
N
ähert er sich dir, wenn du auf die ganze Welt böse bist
Opfert er dir auch nachts Zeit zum Zuhören
Pflegt er deine inneren und äußeren Wunden
Quält er dich nicht im falschen Moment mit Fragen
Ruft er dich an, wenn du es am meisten brauchst
Schweigt er mit, wenn du nicht mehr reden kannst

Allerdings …
T
raut er sich, dir die Wahrheit zu sagen, wenn es nötig ist
Unterbricht er dich auch, wenn du redest statt zuzuhören
Vertraut er dir auch anstrengende Geheimnisse an
Will er auch deine Zeit beanspruchen können
Xplodiert er, wenn er sich vernachlässigt fühlt
Yapst er laut nach Luft, wenn du ihn verletzt
Zieht er dich auch auf den Boden der Tatsachen zurück.

bearbeitet von Martin Geilfus