Adlerweisheiten und Gleichnisse über das Mentoring

Sandy Warner
www.thequickenedword.com

Jesaja 40:31 „Aber die auf den Herrn hoffen, gewinnen neue Kraft; sie heben die Schwingen empor wie die Adler, sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht.“ 

5.Mose 32:11-12: „Wie der Adler sein Nest aufstört, über seinen Jungen schwebt, seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie trägt auf seinen Schwingen, so leitete ihn der Herr allein und kein fremder Gott war mit ihm.“

Wie die meisten von euch wissen, gilt der Adler als Symbol für das Prophetische.

Nachdem ich einige Nachforschungen über das Verhalten der Adler angestellt habe, fasziniert mich die Übereinstimmung mit unserem Aufwachsen als Christen und dem Wachsen in den prophetischen Gaben.

Prägung

Wusstet Ihr, das Adler das Fliegen und das Jagen erlernen, indem sie ihre Eltern beobachten? Sie besitzen diese Fertigkeiten nicht instinktiv, sondern werden geprägt. Der berühmte Verhaltensforscher Konrad Lorenz entdeckte diesen irreversiblen Lernvorgang, als er das Aufwachsen der Enten und Gänse studierte. Er bemerkte ihre Bindung an das erste, sich bewegende Objekt, dass sie sahen, egal, ob das ihre Eltern waren oder nicht. Von diesem prägenden Moment an folgten sie diesen Eltern (oder Adoptiveltern), bis sie selbständig waren.

Eine Gruppe Enten wurde durch Konrads Stiefel geprägt. Wenn dieser nun am Morgen seine Stiefel anziehen wollte, lagen die Entchen, statt in ihrem Nest, in den Schuhen und folgten Konrad, wohin ihn seine Stiefel auch trugen. Es ist interessant, das Paulus sagt: „Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi Nachahmer bin.“ 1. Korintherbrief 11:1

Vorbilder weisen den Weg

Durch das Beispiel „Prägung“ können wir leicht die Bedeutung von Vorbildern erkennen, sowohl für die jungen Gläubigen, als auch für das Wachsen im Prophetischen. Nicht alles, was sich im Namen des Christentums „bewegt“, ist auch vorbildlich (Matthäus 7:22-23, 2.Timotheus 4: 3-4).

Wie die Adler müssen auch wir Christen das Fliegen und das Jagen erlernen und die Adoptiveltern spielen dabei eine wichtige Rolle. Fliegen – im Leben eines Christen heißt das, sich über die Umstände zu erheben.
Jagen ist das Suchen nach dem Manna dem Brot vom Himmel, um groß und stark zu werden und gesund zu bleiben. Am Anfang werden die Jungen von ihren Vorbildern genährt, doch schon bald müssen sie selber für Nahrung sorgen.

Die Jungen lehren

Es ist wichtig, das die Älteren sich Zeit nehmen, um zu erklären, wie sie zu ihren Schlüssen/ Ergebnissen kamen. Wenn sie etwas mitteilen, was Gott ihnen offenbart hat, können sie aufschließen, was „hinter den Kulissen“ geschah. Sie können Brücken der Kommunikation bauen, damit die Jungen lernen, wie sie ihre eigenen Schlüsse ziehen können, wenn die Zeit reif ist. Wenn die Lehrer/Leiter einfach nur „das Fleisch“ (das Wort Gottes) geben, ohne Erklärungen, Visionen, Träume, Alltagsbeispiele, Gebetserhörungen, geschieht der Denkprozess hinter den Kulissen. Und die Jungen haben die Wahl: Entweder sie schlucken den ganzen „Brocken“ oder sie verweigern die Nahrung. Es gibt ein Sprichwort: „Gib dem Menschen einen Fisch – und er hat Essen für den Tag. Lehre ihn zu fischen und er hat sein Leben lang genug zu Essen.“ Das  bloße Wort ist der „Fisch“ für einen Tag. Wenn die Jungen jedoch die Hintergründe der Offenbarung kennen lernen, werden sie fähig, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen und beginnen, selber Offenbarung und Glauben vom Herrn zu empfangen.

Der beste Lehrer ist ein Vorbild. Jesus lehrte, indem er inmitten der Menschen lebte und ihnen erklärte, was er tat. Die besten Lehrer sind die, die transparent sind, ohne falsche Würde und Masken. Echte Menschen, die ihr Leben teilen und ihr Herz mitteilen… die Siege, die Niederlagen – und wie die Beziehung zu dem himmlischen Vater den Unterschied ausmacht (Johannes 10:2-4).

Vielleicht denkst du, du bist nicht reif genug, um andere zu lehren. Das stimmt nicht. Ich habe lange Zeit für reife Leiterschaft gebetet, damit wir genügend Vorbilder haben, um die Ernte einzubringen. Der Herr gab mir eine Antwort, die ich so nicht erwartet hätte. Wenn du ein Baby beobachtest, das mit anderen Menschen in einem Raum ist und ein Kleinkind ist darunter, so wird das Baby die meiste Zeit dem Kleinkind hinterher gucken. Wenn ein Vorschulkind dabei ist, wird das Kleinkind seine größte Aufmerksamkeit auf das Vorschulkind richten. Die Aufmerksamkeit richtet  sich immer auf die nächste Altersstufe. Wenn die Erntezeit kommt, kann die Person, die gerade einen Tag lang gläubig ist, mit ihrem Zeugnis den Ungläubigen erreichen. Der Christ, der eine Woche bekehrt ist, kann dem zwei Tage alten Gläubigen die Bibelstellen erklären, die ihm selbst ins Auge gesprungen sind.

Und so funktioniert das, bis „wir alle hin gelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi.“ (Epheser 4:13).

Fliegen lernen

Wenn das Adlerjunge flügge wird (den Flaum verliert und Flugfedern bekommt), fliegen die Eltern immer wieder über das Nest und schlagen mit den Flügeln. Das Junge ahmt die Eltern nach und schlägt ebenfalls mit den neuen Flugfedern. Der Wind, den die Eltern verursachen, hebt das Kleine ein wenig empor, so das es lernen kann, die Flügel zu gebrauchen. Das sind die ersten Flüge – ein paar Zentimeter über dem Nest, mit acht bis zehn Wochen. Das Junge übt kraftvolle Flügelschläge – und ist sehr hungrig. Es wiegt ca. 1 Pfund mehr als seine Eltern, doch diesen Überschuss braucht es, um die nächste Stufe zu erklimmen, außerhalb des Nests – das Jagen.

Raus aus dem Nest

Wenn das Adlerjunge Angst vor den ersten Flugversuchen hat, locken die Eltern es mit Futter. Ähnlich ergeht es manchen Schützlingen, denen der Herr sagt, das es an der Zeit ist, die Flugfedern zu gebrauchen. Ihr Mentor scheint zunehmend unerreichbar und/ oder sie werden angewiesen, selber auf Gott zu hören. In ihrem Buch „Ein Adler am Himmel“ (1970) beschreibt die Tierforscherin Frances Hamerstone den ersten Flug eines Adlerjungen. Für mich ist es ein wunderbares Gleichnis für unser Leben mit Gott:

„Der Adler war nun alleine im Nest. Jedes Mal, wenn die Eltern in die Nähe des Nestes kamen, schrie es ärgerlich nach Nahrung. Doch sie kamen stets mit leeren Füßen – und das Junge wurde immer dünner. Es nagte die Knochenrest ab, die noch im Nest lagen. Es beobachtete einen Mistkäfer, pickte ihn heißhungrig auf und verschlang ihn. Seine erste eigene Beute. Tage vergingen – und während das Jungtier an Gewicht verlor, wurden seine Bewegungen immer schneller. Wenn der Wind nun über das Nest blies, schwebte es ab und zu für einen Moment in der Luft. Oft flogen die Eltern mit erbeuteten Tieren dicht am Nest vorbei, einmal mit einem kleinen Kaninchen, einmal mit einer Ratte. Obwohl das Adlerjunge nun fast immer hungrig war, wurde es zunehmend spielerischer. Und es war fast immer alleine im Nest. Auch des Nachts wurde es nun nicht mehr durch die Eltern gewärmt.

Der erste Nachtfrost kam und der kalte Wind blies durch seine Federn und den ganzen Körper. Wenn die Sonne wieder hervorkam, wärmte er sich an ihren Strahlen auf – und wieder wiegte er seinen ganzen Körper im warmen Wind, nun leicht und muskulös. Dicht am Nest flogen die Eltern vorbei – mit einem Maulwurf zwischen den Krallen. Fast verlor das Junge sein Gleichgewicht, so sehr gierte ihn nach der Beute. Die Eltern kamen zurück – als wollten sie ihn locken…. und leicht wie der Wind schwebte er durch die Lüfte, zum ersten Mal in seinem Leben. Er segelte durch das Tal, begann nach Beute zu schauen – und landete hart auf dem Boden. Als er sich aufrappelte, ließen die Eltern den Maulwurf neben ihm fallen. Halb stolpernd, halb fliegend stürzte sich das Jungtier auf die Beute und fraß sich satt.”

Wenn es für uns Zeit ist, das Nest unserer Bequemlichkeiten zu verlassen und fliegen zu lernen, werden wir so hungrig nach Gott, dass wir freiwillig unsere komfortable Umgebung zurücklassen, unsere kindischen Gewohnheiten ablegen, nur um das „Fleisch“ zu bekommen, das vom Himmel kommt. Es wird uns nicht so einfach serviert, aber wenn wir hungrig genug sind, kommen wir dran. Der Bericht von Frances handelt von einem heldenhaften ersten Flug. Die meisten Adler indes fliegen zuerst einmal zum nächsten Baum oder Felsen. Vielleicht mit der Möglichkeit, ins Nest zurückzurutschen. Nach ungefähr einem Monat hat der junge Adler gelernt, in den Lüften zu schweben. Erst nach vier bis fünf Jahren gilt der Adler als Erwachsen.

Aufsteigen

Ein Adler lernt aufzusteigen, indem er die thermalen Luftströmungen ausnutzt. Er breitet seine Flügel und Schwanzfedern aus und lässt sich vom Wind empor tragen, gleitet wieder hinunter und schwebt mit der nächsten Strömung wieder nach oben. Dieses Gleiten ermöglicht es dem Adler, mit geringem Energieaufwand und wenigen Flügelschlägen durch die Lüfte zu fliegen.

Wenn ich an Flügel denke, vergleiche ich sie mit den Flügeln unseres Glaubens. Glauben ist eine Position des Herzens, wo wir uns nach Gott ausstrecken und der Wind des Heiligen Geistes uns fliegen lässt. Mit den Flügeln schlagen bedeutet, kraftvoll unseren Glauben durch die Werke auszuüben, die wir glauben, Gott uns aufgetragen hat.

Wenn wir „emporsteigen“ ruhen wir in unserem Glauben an Gott und lassen uns von Ihm durch die Umstände tragen. Durch Glauben lehrt er uns, wie wir uns über Schwierigkeiten und Hindernisse hinweg erheben können. Wir lernen, uns so hoch empor zu schwingen, dass wir alles aus Gottes Perspektive sehen können.

Ich war gespannt, welche Rolle die Schwanzfedern für die Landung und das Flugmanöver haben. Sie stabilisieren den Adler und  werden ähnlich wie die Bremsen beim Flugzeug eingesetzt. Sie können nach vorne, nach hinten, links und rechts kippen, wie es nötig ist. Wie Ihr wisst, sagt die Bibel, dass die, die auf den Herrn warten, neue Kraft bekommen. Manchmal möchte er, dass wir warten, weil die Zeit noch nicht reif ist. Er möchte uns davor bewahren, unnötig unsere Kraft zu verbrauchen, indem wir so oft mit den Flügeln schlagen. Doch wenn wir lernen, „in ihm“ zu bleiben, lernen wir auch das Geheimnis, auf den Herrn zu warten „…der Sohn kann nichts von sich selber tun, außer was er den Vater tun sieht; den was der tut, das tut ebenso der Sohn.“ Johannes 5:19

Mögen wir alle lernen, Vorbilder zu sein, Lehrer, Schüler – und mögen wir lernen immer und überall in Ihm zu bleiben, egal, was wir tun.

2. Korinther 3:18 „Wir alle schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist geschieht.“

Mögen wir auf den Herrn warten, der unsere Kraft erneuern kann und möge unser Glaube sich erheben wie Adlerflügel, so dass wir laufen und nicht müde werden und gehen, ohne zu straucheoln. Amen.
In Liebe Sandy Warner

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