Weil Gott es besser weiß – don`t worry, be happy!

      Beate Nordstrand

„Ich denke, wir werden nicht drum herum kommen – du musst dir eine Arbeit suchen“, eröffnet mir mein Mann, der damals unsere Finanzen besser im Blick hatte als ich. Fünf heranwachsende Kinder mit Studienabsichten, Klassenfahrten und allem was dazugehört, erschütterten unser Budget nun in regelmäßigen Abständen und die Logik seiner Aussage ließ sich nicht von der Hand weisen. „Andere Frauen arbeiten auch“, argumentierte er – und auch da hatte er natürlich recht.

Meine heile Welt allerdings geriet ganz gehörig ins Wanken. Nicht dass ich arbeitsscheu gewesen wäre. Aber ich verstand Gott nicht. In meiner Situation außer Haus arbeiten zu müssen, fand ich mehr als herausfordernd.

Meine Ausbildung zur staatlich geprüften Diätassistentin hatte ich vor 20 Jahren gemacht – und mich seitdem voll und ganz der Erziehung unserer 5 Kinder und natürlich der Gemeindearbeit gewidmet. Frauenarbeit war schon immer mein großes Faible gewesen und so war ich als Ehefrau und fünffacher Mutter, Pastorenfrau und Referentin und Organisatorin in Sachen Frauenarbeit mehr als beschäftigt. Ich hätte mir jetzt schon eine Haushaltshilfe gewünscht – stattdessen sollte ich nun obendrein noch außer Haus arbeiten gehen.

Wie sollte ich halbtags oder gar noch länger arbeiten, ohne alle meine Aktivitäten für die Gemeinde und die Frauenarbeit zurückzufahren? Dass die Erziehung der Kinder und der Haushalt trotzdem gemanagt werden muss, stand ja außer Frage.

Wochenlang grummelte ich vor mich hin und machte Gott bittere Vorwürfe, warum Er mich denn aus dem Herz des Gemeindelebens „entfernen“ wollte, nur um ein paar fehlende Euro zu verdienen. Ich verstand Gott nicht, ich verstand auch meinen Mann nicht, aber weder mein Unverständnis noch mein Grummeln über die Situation half. Ich musste mir wohl oder übel ein paar konstruktive Gedanken machen, wie ich zum Unterhalt der Familie beitragen könnte. Mich in einem Krankenhaus zu bewerben, verwarf ich sofort. Zu viel hatte sich seit meiner Ausbildung geändert.

Mein Wunsch, Frauen zu helfen, das Beste aus sich und ihrem Leben zu machen, war jedoch ausgeprägt und ließ mich „weiterspinnen“. Ob ich beruflich Frauen mit meinen Erfahrungen und meinem Wissen helfen könnte? Sollte ich ein eigenes Programm zur Gewichtsreduktion entwickeln?

Ich machte einen Testlauf mit meiner Freundin. Sie war gerade wieder einmal frustriert über ihre vielen Pfunde und mehr als bereit, in ihre Veränderung zu „investieren“. Wir trafen eine Vereinbarung: Sie würde meine Vorschläge umsetzen und ich würde an ihren Erfahrungen die Praxistauglichkeit überprüfen können. Hauptregel: Es galt wiederzuentdecken, wie es sich anfühlt, Hunger zu haben. Nicht nachfüllen, wenn kein Hunger spürbar ist. Und dann: Drei Mahlzeiten am Tag mit dem Essen, was ihr schmeckte, aber nichts zwischendurch! (Von dieser straffen Regelung bin ich inzwischen abgekommen und finde es durchaus sinnvoll, dazwischen auch einmal ein Stück Obst oder Gemüse zu essen.) Einmal in der Woche trafen wir uns zum gemeinsamen Walking und zum Austausch. Der Erfolg: In nur 10 Wochen zeigte die Waage 18 Kilo weniger an.

Meine Freundin war begeistert und ich wagte einen nächsten Schritt:

In unserem Gemeindebrief kündigte ich den kostenlosen Probelauf einer Diätgruppe an. Einzige Bedingung war die regelmäßige Teilnahme am wöchentlichen Treffen und der feste Wille, einige Pfunde zu verlieren. Dieses Projekt lief über 12 Wochen und die ca. 30 Teilnehmer schlossen den Testlauf mit einem „Defizit“ von insgesamt 203 Kilos ab. An unserem letzten Abend veranstalteten wir die „große Kleiderbörse“ und manche edlen Stücke, die nun einfach nicht mehr passten, wechselten ohne Wehmut den Besitzer. (Näheres lest ihr im Buch “Lebe leichter”).

Das Projekt „Lebe leichter Kurs“ lief im Frühjahr 2003. Mein Entschluss, mich mit diesem Programm selbstständig zu machen, verstärkte sich – und ich war Gott inzwischen sogar dankbar, dass Er mich in solch neue Prozesse hineingestürzt hatte. All meine Erfahrungen aus der jahrelangen Gemeinde- und –frauenarbeit kamen mir in dieser Zeit sehr zugute.

Auf der PEC in Berlin, der Pfingsteuropakonferenz lernte ich Heike Malisic kennen. Die Ähnlichkeiten in unserer Biographie verblüfften uns beide und schon nach einer guten halben Stunde „Erstkontakt“ besprachen wir die Möglichkeit, zusammen ein Buch zum Thema „Leichter werden“ zu schreiben.

Wie viel hat sich doch seit meinem Grummeln im Winter 2002/2003 verändert! Inzwischen habe ich mich als Ernährungs- und Wechseljahreberaterin selbstständig gemacht, wenngleich auch nicht mit einem eigenen Programm. Doch mein Hobby „Frauenarbeit“ habe ich nun quasi zum Beruf gemacht. An vier Tagen in der Woche berate ich Menschen mit Gewichtsproblemen – und es sind vorrangig Frauen, die mir gegenüber sitzen. Heute trage ich ganz gehörig zum Familienbudget bei und mein Mann schaut auf ein ausgeglichenes Konto.

Meine ersten Anschaffungen waren ein eigenes Auto und ein Laptop, Dinge, die ich mir jahrelang heiß gewünscht hatte, die aber einfach nicht „drin“ gewesen waren. Ich genieße das gute Gefühl, selbst verdientes Geld auf dem eigenen Konto zu haben. Trotz hoher Unkosten (wer von Ihnen hat auch studierende Kinder in fremden Städten?)  haben wir als Familie mehr Entscheidungsfreiräume und können auch andere Menschen finanziell unterstützen.

Heike und ich haben letztes Jahr (2006) unser gemeinsames Buch „Lebe leichter“ herausgebracht. Meine neuen Erfahrungen durch meine Berufstätigkeit haben viele der dort angeführten Beispiele und Tipps erst ermöglicht. Im Herbst 2007 erschien „Lebe leichter“ sogar im ERF-Verlag als Hörbuch. Gemeinsam und allein werden Heike und ich  zu „Lebe leichter Tagen“ und Vorträgen quer durch Deutschland eingeladen.

Ich habe Gott 2003 nicht verstanden. Warum musste ich meine Bequemlichkeitszone verlassen?
Wie sollte ich mich weiter um meine Frauenarbeit kümmern, wie würde ich der Gemeinde fehlen?

Gott macht keine Fehler. Ich musste mich strecken – und das war gut so. Gott hat neue Türen aufgemacht, an die ich ohne diese Herausforderungen nicht gestoßen wäre. Heute bin ich dankbar über die letzten intensiven vier Jahre – es ist wieder ein bisschen bequem geworden. Ich bin gespannt, was als Nächstes kommt