Weg aus der Einsamkeit

Zunächst möchte ich mich kurz vorstellen: ich bin eine Frau mit 40 Jahren, seit 12 Jahren wiedergeboren, seit 11 Jahren glücklich verheiratet, zwei Kinder die mir sehr viel Freude bereiten, eine lebendige Gemeinde, in der ich mich Mein angenommen fühle, Freunde und Bekannte, die zuverlässig sind. Dem äußeren Schein nach ging es mir sehr gut. Trotzdem spürte ich in mir eine tiefe Einsamkeit, die mir mehr und mehr die Lebensfreude und den Lebensmut nahm. Rückblickend musste ich feststellen, dass die Einsamkeit, der Mangel an Liebe und Annahme schon immer zu meinem Leben gehörte. Deshalb möchte ich etwas ausführlicher über meine Vergangenheit berichten.

Aufgewachsen bin ich in einem wohlbehüteten, intakten Elternhaus. Der katholische Glaube hatte in unserer Familie einen hohen Stellenwert, wir nahmen rege am Gemeindeleben teil. Grund-, Haupt-, Realschule – mit meinen schulischen Leistungen war ich zufrieden und auch der Anschluss an das Berufsleben gelang mir gut. Natürlich hatte ich Freunde und Bekannte, zwar nicht die Überzahl aber es war immer jemand da, der mit mir des Weges ging.

Anfang Zwanzig nahm ich das erste mal bewusst eine Einsamkeit in meinem Innern wahr. Obwohl ich mich in meiner Familie wohlfühlte, am Arbeitsplatz gute Erfolge hatte und die Wochenenden mit Disco- und Tanzveranstaltungen ausgefüllt waren, blieb ich innerlich allein.

Um dieser inneren Einsamkeit entgegenzuwirken, machte ich mich auf die Suche nach der Liebe eines Partners, der dieses Loch in mir ausfüllen sollte. Um meine Möglichkeiten nach neuen Bekanntschaften zu erweitern meldete ich mich in einem Fitness-Center an, belegte VHS-Kurse, wurde Mitglied in Gesangsgruppen und entschloss mich sogar zu einem Umzug in die nächst größere Stadt. Zwar ergaben sich durch die vielen unterschiedlichen Aktivitäten neue Kontakte, doch der gewünschte Erfolg nach einer festen Beziehung blieb aus. Die bisherigen Versuche hatten keine effektive Veränderung meiner Situation gebracht, also strebte ich eine berufliche Neuorientierung an. Der nüchternen Schreibarbeit im Büro wollte ich nun soziales Engagement entgegenstellen.

Daher bemühte ich mich um eine Ausbildung in einem sozialen Beruf. Zunächst absolvierte ich ein Praktikum in einem Kinderdorf. Schon bald musste ich erkennen, dass diese Kinder viel Liebe und Kraft von mir forderten, dennoch die Akzeptanz und Annahme meiner Person ausblieb. Trotzdem verlor ich mein Fernziel, das im Lauf der Zeit gewachsen war, nicht aus den Augen: Jugendliche von der Straße zu holen um ihnen meine Liebe geben zu können. Tatsächlich konnte ich nach meiner Ausbildung zur Erzieherin in einem Heim für verhaltensauffällige Jugendliche arbeiten.

Nach einem Jahr mit einer 60-Stunden-Woche war ich am Ende meiner Kräfte und meiner Idealvorstellung, dass menschliche Liebe die Wunden dieser Kinder heilen könne. Weit weg von zu Hause war ich einsamer denn je. In dieser Zeit erkannte ich durch Gottes Gnade die Notwendigkeit der Erlösung, bekehrte mich und schloss mich einer Baptistengemeinde an.

Das aktive Gemeindeleben täuschte über das innere Alleinsein und letztendlich über die Suche nach Liebe und Annahme hinweg. Obwohl ich damals schon viel über die Liebe des Vaters hörte drang diese Wahrheit nur in meinen Verstand, mein Herz blieb dabei unberührt. Nach einiger Zeit lernte ich in der dortigen Gemeinde meinen jetzigen Mann kennen. Wir heirateten, bekamen Kinder und wir hatten ein gutes Leben. Scheinbar schien die Einsamkeit durch Mann und Kinder besiegt – scheinbar!

Der Einbruch einer schweren Erkrankung riss mich jäh aus dem Leben eines Durchschnittschristen. Von einer Stunde auf die andere erlitt ich einen inkompletten Querschnitt, der unser ganzes Familienleben auf den Kopf stellte. Wir durchlebten eine sehr schwere Zeit – für mich bedeutete das 3 Monate Krankenhausaufenthalt, die Kinder waren 350 km entfernt bei den Großeltern untergebracht, mein Mann ging weiter seiner Arbeit nach. Mit Gottes Hilfe und Kraft konnten wir diese Krise gemeinsam meistern. Ein Umzug zu meinen Eltern wurde erforderlich, die uns über diese Zeit hinaus hilfreich zur Seite standen. Bis zum heutigen Tag kämpfe ich mit den körperlichen Beeinträchtigungen, die von diesem Querschnitt übriggeblieben sind. Schon oft stellte ich mir die Frage nach dem Warum und Wozu – ist das ein Gott der Liebe, der solches Leid zuläst?

Viele Jahre habe ich den Beweis für Gottes Liebe von meiner körperlichen Heilung abhängig gemacht. Betend und Flehend rang ich um Gottes Liebe und suchte sie in den Auswirkungen meines leistungsbezogenen Christseins. Bis vor kurzem war ich sogar bereit alles Vertraute hinter mir zu lassen (Gemeinde, Freunde, Eltern …) um in einer neuen Umgebung die Liebe zu suchen, nach der ich mich in meinem tiefsten Innern immer noch sehnte. Gott hatte Erbarmen mit mir – Stück für Stück offenbarte Er mir die Blockaden, die mich so viele Jahre daran gehindert hatten, Seine beständige Liebe zu mir in meinem Herzen wahrzunehmen. Selbstablehnung, Minderwertigkeit, Bedingungen die ich an diese Liebe gestellt hatte, Anklagen gegen Gott usw. waren sündhafte Haltungen, die mich von der Wahrnehmung Seiner Liebe trennten. Gott zeigte mir, dass der Erlösungstod Seines Sohnes der größte Beweis Seiner Liebe zu mir ist und Er mich aus reiner Liebe in die Erkenntnis dieser Wahrheit geführt hat.

Jetzt weiß ich,

  • dass die Liebe von Menschen niemals diese Liebe Gottes ersetzen kann,
  • dass allein diese Liebe Gottes meine Sehnsucht nach Annahme stillen kann,
  • dass meine Einsamkeit allein durch diese Liebe Gottes Heilung finden kann,
  • dass ich nichts mehr leisten muss, um diese Gottes Liebe zu empfangen, denn sie ist bereits ausgegossen in mein Herz
  • dass ich Gottes Liebe an keine Bedingungen knüpfen kann usw.

Ich danke Gott für die unverdiente Gnade, mit der Er mich aus der Dunkelheit der Welt in Sein wunderbares Licht mehr und mehr hineinführt – hinein in das überfließende Leben, Leben in das Fülle.

Der Name der Autorin ist der Redaktion bekannt. Wenn Sie Kontakt mit Ihr aufnehmen wollen, wenden Sie sich bitte an Beate.