Schwanger, was nun?

Gott hat das Leben von meiner Tochter und mir gerettet

Ein Zeugnis von Sabine Zethmeier

Meine Kindheit

Meine Eltern haben jung geheiratet und mussten beiden den ganzen Tag arbeiten. Deshalb verbrachte ich die meiste Zeit in der Obhut meiner Großeltern. Das wirkte sich fatal auf unser Familienleben aus. Natürlich liebte ich meine Eltern, aber wenn es Probleme gab, wandte ich mich stets an Oma und Opa.  Für mich war das selbstverständlich, aber meine Eltern wurden dadurch verletzt. Meine Mutter reagierte früher schnell aufbrausend, besonders, wenn ich etwas angestellt hatte. Und wir redeten oft aneinander vorbei.

Nicht nach Jesus gesucht, ihn trotzdem gefunden

Als ich ungefähr 21 Jahre alt war, erkrankte eine liebe Tante von mir und alle litten wir mit. Ein verwandtes Ehepaar (er Pastor) aus Amerika besuchten uns zu diesem Zeitpunkt und nannten meiner Tante unsere jetzige Gemeinde, die sie doch einmal aufsuchen solle, was sie auch gerne wollte. Nur alleine wollte sie nicht hingehen. Nun muß ich lächeln, denn die auserkorene Begleitung für sie war ich. Nun ja, ich tat ihr diesen kleinen Gefallen und dachte nur: Wenn es ihr wirklich hilft, ist es ja gut. Für mich selbst hatte es keine Bedeutung, zumindest die erste Zeit nicht. Es dauerte ein paar Monate, da war meine Tante geheilt (Zeugnis Heidi Richard) und ein paar Jahre später habe ich mich dann zu Jesus bekehrt.
Doch den Gemeindebesuch sah ich ganz locker; ich ging ab und zu hin, aber manchmal auch monatelang nicht. In diesen Jahren haben sich immer mehr aus der Familie bekehrt, auch meine Eltern.

Mein größter Fehler

“Das ist der größte Fehler, den du in deinem Leben begehst”, sagte mein Vater, als ich ihn von meinen Heiratsabsichten erzählte und er behielt Recht. Gerade mal drei Monate verheiratet, reichte ich die Scheidung ein. Es war ein Ausländer und ich wurde nach der Trauung das Gefühl nicht los, dass er mich nur wegen der Papiere geheiratet hatte. Dieses Gefühl wurde nach und nach zur Gewißheit für mich, doch wenige Tage nachdem ich die Scheidung eingereicht hatte, wurde noch etwas anderes für mich zur Gewißheit.

Schwanger – was nun???

Ich hielt in meiner kleinen Wohnung den Schwangerschaftstest in der Hand und heulte wie ein Schlosshund. Gerade von dem Mann, der mich so anwiderte, sollte ich nun ein Kind bekommen? In mir waren zwei Gefühle: Verzweiflung und Abneigung dem ungeborenen Kind gegenüber und außerdem war ich sicher, dass ich dieses Kind nicht wollte.
Also ging ich zur Arbeit mit dem Gedanken an einen “Abgang” wie man es nennt – ich hob die schwersten Gegenstände, in der Hoffnung, es würden sich automatisch Blutungen einstellen. Aber Gott wollte nicht dasselbe wie ich.

Bibel – nein danke!

Hatte ich vorher des öfteren in der Bibel gelesen – in diesen Wochen legte ich sie komplett zur Seite und wollte von alledem nichts wissen. So ging ich auch meiner Tante permanent aus dem Weg, denn sie lebt mit und für Jesus – und auch bei meinen Großeltern schwieg ich mich aus. Komischerweise erzählte ich diese Sache meinen Eltern und die wollten mich in meinem Entschluss zu einem Schwangerschaftsabbruch unterstützen. Sie gaben mir sogar das Geld dafür – und nach einem Voruntersuchungstermin beim Frauenarzt stand der Abtreibungstermin fest. Der 18. März 2000 (dieses Datum werde ich nie vergessen).

Wirkung des Gebets

Meine Tante spürte, dass etwas nicht stimmte und bat Gott, mich zu ihr zu schicken – und auf einmal rief ich sie an und lud mich zum Kaffee bei ihr ein. Komischerweise erzählte ich ihr nun doch alles und sie holte die Bibel, schlug einfach mittendrin eine Seite auf und da stand es:
“Denn du bildetest meine Niere. Du wobst mich in meiner Mutter Leib. Ich preise dich, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin”. (Psalm 139:13-15)
Anschließend fragte sie mich, ob diese Verse meine Entscheidung beeinflusst haben. Ich verneinte. Gleichzeitig war ich auch sehr traurig.

Sein Entschluß war stärker als meiner

Am nächsten Tag hatte ich ununterbrochen Bibelverse im Kopf, auf der Arbeit, beim Essen, egal was ich tat, immerzu. Gott bearbeitete mich enorm. Dann rief ich erneut meine Tante an und sagte ihr, dass ich den Termin absagen würde. Ich hatte bis dahin noch zwei Tage Zeit. Nun spürte ich eine große Erleichterung in mir. Aber ich fragte sie auch: “Wie soll ich denn ein Kind bekommen, ohne es zu lieben?” Der Entschluß, es zu behalten, stand fest – aber Gefühle für dieses winzige Wesen hatte ich nicht und das machte mich unruhig. Meine Tante aber meinte, das komme von ganz allein und alles brauche seine Zeit.

Noch eine Hürde

Noch eine Hürde waren meine Eltern, die tobten, als ich ihnen am nächsten Tag das Geld zurückgab. Mutter weinte, aber ich blieb ruhig und entschlossen, denn nun wußte ich mit Sicherheit, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Gesegnet

Im Oktober 2000 erblickte “Celin” das Licht der Welt und wir alle verliebten uns Hals über Kopf in sie. Das machte mich unendlich glücklich. Sie scheint wie ein Glied, dass in einer Kette gefehlt hat. Mein Vater starb jedoch, als die Kleine gerade mal sechs Monate alt war an einem unvorhersehbarem Herzinfarkt mit nur 51 Jahren. Aber es ist ein Trost zu wissen, dass er noch sechs überglückliche Monate hatte und wir uns in dieser Zeit so gut verstanden haben wie nie zuvor. Außerdem gibt Celin meiner Mutter und mir nach diesem schweren Verlust unsagbaren Halt, den wir jetzt brauchen. Wie wäre wohl alles gekommen, wenn ich den OP-Termin wahrgenommen hätte?

Taufe

Im Dezember 2001 ließ ich mich taufen. Außerdem möchte ich folgenden Bibelvers weitergeben:
“Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Auf all deinen Wegen erkenne nur ihn, dann ebnet er selbst deine Pfade” (Sprüche 3:5-6).